Allgemein akzeptiert ist, dass der Diabetes zu einer Fülle von Komplikationen führt. Dazu gehört die Polyneuropathie, in deren Folge quälende Sensationen vor allem an den Füßen entstehen, die Retinopathie, die zur Erblindung führen kann, Störungen der Herzfrequenz, der Darmbeweglichkeit und der Magenentleerung.

Auf urologischem Sektor ist die „erektile Dysfunktion“, die Störung der Erektionsfähigkeit des männlichen Gliedes als Diabeteskomplikation etabliert. Lange Zeit war jedoch unklar, was unter der „diabetischen Zystopathie“ zu verstehen ist. Heute wissen wir vor allem durch die „Wittener Diabeteserhebung“, dass Typ-2-Diabetiker doppelt so häufig wie Nicht-Diabetiker über Harntraktbeschwerden klagen. Dies war bei Männern in 65 %, bei Frauen in 70 % bei einer Diabetes-Dauer von 8,8 Jahren der Fall.

Die häufigste vom behandelnden Arzt gestellte Diagnose war die „Überaktive Blase“ – nicht etwa wie lange angenommen eine Restharnbildung. Da beispielsweise 21 % der befragten männlichen Diabetiker einen regelmäßigen Vorlagenverbrauch angaben, ist hier ein erhebliches Versorgungsdefizit zu vermuten. Daraus lässt sich die Forderung ableiten, dass die „diabetische Zystoskopie“, die Diabeteskomplikation am unteren Harntrakt, als gleichberechtigte Diabetesfolge in diabetologische Leitlinien und Ausbildungskonzepte aufzunehmen ist.

Diabetes und Blasenprobleme

„Wittener Diabetes-Erhebung“ (Wiedemann A, Füsgen I, Eur J Ger 10 (2008): 145

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