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Überaktive Blase / Reizblase2021-04-30T16:46:52+02:00

Was heißt Überaktive Blase?

Früher sprach man von Reizblase. Der medizinisch korrekte Begriff lautet Überaktive Blase. Leitsymptom ist der plötzlich anfallsartig auftretende kaum zu unterdrückende Drang, Urin zu lassen.

Wenn den Harndrang nicht mehr zu unterdrücken ist und es zu Urinverlust kommt, spricht man von Dranginkontinenz.

Häufige Fragen zu Überaktiver Blase

von unseren Experten für Sie beantwortet

Eine Überaktive Blase ist durch häufigen, plötzlich einsetzenden, kaum zu unterdrückenden Harndrang charakterisiert.

Normalerweise informieren Dehnungs-Rezeptoren in der Blasenwand das Gehirn über den Füllungszustand. Bei Überaktiver Blase ist dieses Zusammenspiel gestört, so dass es tags und nachts zu überfallartigem Harndrang kommen kann.

Wenn der Harndrang nicht mehr zu unterdrücken ist und es zu Urinverlust kommt, spricht man von Dranginkontinenz.

Basis der Behandlung sind Blasen- und Beckenbodentraining, Anpassungen im Lebensstil und Entspannung. Diese Maßnahmen sollten auch bei medikamentöser Therapie unbedingt konsequent beibehalten werden.

Die medikamentöse Standardtherapie erfolgt mit Anticholinergika, die die Aktivität des Blasenmuskels dämpfen.

Eine lokale Behandlung mit Östrogen-Salben oder -Zäpfchen kann bei Frauen die Beschwerden einer Überaktiven Blase dämpfen. Sie führt zu einem Aufbau der Schleimhäute, einer Erhöhung der Durchblutung, Stärkung der Muskulatur und Verbesserung der Abwehrkräfte.

In den wenigen Fällen, in denen diese Maßnahmen nicht erfolgreich sind, kommen Botox-Injektionen in die Blase unter Narkose in Betracht.

Anticholinergika spielen die zentrale Rolle bei der Behandlung der Überaktiven Blase. Sie entspannen die Blasenmuskulatur und erhöhen somit die Aufnahmekapazität der Harnblase. Die Harnblase kann sich nun stärker füllen, bevor sich Harndrang einstellt. Außerdem wird das plötzliche starke Zusammenziehen des Blasenmuskels gedämpft und somit dem ungewolltem Urinverlust vorgebeugt.

Darüber hinaus gibt es weitere Behandlungsoptionen. Ganz wichtig sind auch körperliche Aktivität, Beckenbodengymnastik, eine gesunde Ernährung, das Vermeiden von Übergewicht und eine gelassene Lebensführung.

Anticholinergika sind die wichtigste Therapieoption bei Überaktiver Blase. Alle in der Urologie eingesetzten Anticholinergika haben eine vergleichbare Wirkung auf den Blasenmuskel. Erhebliche Unterschiede gibt es bei Nebenwirkungen, Verstoffwechslung und Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln.

So sind alle Anticholinergika – außer einem Wirkstoff – fettlöslich und können deshalb ins Gehirn eindringen und dort unangenehme Wirkungen entfalten wie Schlafstörungen, Verwirrtheit, Nervosität oder Schwindel. Durch diese Wirkungen erhöht sich bei deren Einsatz auch die Sturzgefahr.
Es gibt nur einen wasserlöslichen Wirkstoff, und dieser hat keinen negativen Einfluss auf die Hirnaktivität.

Derselbe Wirkstoff hat auch Vorteile in der Verstoffwechslung, so dass bei dessen Einsatz nicht mit stoffwechselbedingten Wechselwirkungen zu rechnen ist.

Es gibt zahlreiche pflanzliche Mittel wie Kürbiskerne, Goldrute, Bärentraubenblätterextrakt und andere. Sie alle können kaum Wirksamkeitsnachweise liefern, was allerdings nicht heißt, dass sie im Einzelfalle nicht doch hilfreich sein können.

Wichtig: auch pflanzliche Mittel haben Nebenwirkungen!

Diabetes führt zu einer Fülle von Komplikationen.

Die „Wittener Diabeteserhebung“ hat gezeigt, dass Typ-2-Diabetiker doppelt so häufig wie Nicht-Diabetiker über Harntraktbeschwerden klagen. Dies war bei Männern in 65 %, bei Frauen in 70 % bei einer Diabetes-Dauer von 8,8 Jahren der Fall. Die häufigste vom behandelnden Arzt gestellte Diagnose war die „Überaktive Blase“.

Grundsätzlich kann man auch mit gut eingestellter Überaktiver Blase verreisen.

Auf keinen Fall sollte man auf das Trinken verzichten, denn vor allem in warmen Reiseländern kann der Körper regelrecht austrocknen, so dass Hitzschlag und Kollaps drohen. Allerdings keine harntreibenden Getränke!

Zur Sicherheit ist es sinnvoll, vor Antritt der Reise ein paar Dinge zu regeln, beispielsweise sollte man sich über anzufahrende Raststätten informieren, Busreisen nur mit Toilette an Bord unternehmen und Slipeinlagen und Ersatzunterwäsche greifbar haben. Für alle Fälle gibt es „Einweg-WCs“ für unterwegs, mit Granulat gefüllte, verschließbare Einmalbeutel.

Es gibt Strategien, den Harndrang zu dämpfen. Gerade in Situationen, in denen Harndrang auftritt, ohne dass eine Toilette in Sicht wäre, kann man sich die Wirkung von Ablenkungsmaßnahmen zu Nutze machen. Indem man sich auf etwas anderes konzentriert, das die volle Aufmerksamkeit des Gehirns erfordert, wird der Harndrang quasi „vergessen“.

Solche Konzentrationsübungen können z. B. das Aufsagen eines Gedichtes sein, das Sprechen eines Gebetes oder aber ein Rückwärtszählen von 100 in 7er- und später in 9er-Schritten.

Einige Zeit nach den Wechseljahren werden durch den veränderten Östrogenhaushalt die Schleimhäute im Intimbereich häufig spröde und trocken. Dies bedeutet einen Risikofaktor für Infektionen und eine Überaktive Blase.

Mit einer lokalen Therapie (Östrogen-Salbe, Östrogen-Zäpfen) können die Schleimhäute innerhalb weniger Wochen wieder aufgebaut werden. Nebenwirkungen, wie sie bei der Gabe von östrogenhaltigen Tabletten wie der Antibaby-Pille bekannt sind, sind bei einer lokalen Therapie nicht zu erwarten.

Ab dem 60. Lebensjahr sind Frauen und Männern etwa gleich häufig betroffen.

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Die wichtigsten Informationen und Videos zu Überaktiver Blase

Eine Überaktive Blase bedeutet einen anfallsartig auftretenden, zwingenden Harndrang und häufige, auch nächtliche, Blasenentleerungen. Kommt es zu Urinverlust, spricht man von Dranginkontinenz.

Zahlreiche Behandlungsoptionen bei Überaktiver Blase zielen darauf ab, die Blasenaktivität zu dämpfen bzw. den Miktionsreflex zu hemmen. Die Standardtherapie erfolgt mit Anticholinergika.

Anticholinergika entspannen die Blasenmuskulatur und erhöhen damit die Aufnahmekapazität der Harnblase. Außerdem dämpfen sie das plötzliche Zusammenziehen des Blasenmuskels.

Fettlösliche Anticholinergika können ins Gehirn eindringen und zu Schlaf-, Lern- und Gedächtnisstörungen sowie Schwindel, Verwirrtheit u.a. führen. Wasserlösliche Wirkstoffe haben diese Nebenwirkungen nicht.

Eine Überaktive Blase kann mit einer Harnwegsinfektion verwechselt werden

Überaktive Blase oder Harnwegs-Infektion?

Eine Infektion des unteren Harntrakts kann eine Überaktive Blase imitieren. In beiden Fällen sind häufiges und nächtliches Wasserlassen sowie kaum zu unterdrückender Harndrang typische Symptome. Deshalb ist es wichtig, vor der Diagnose Überaktive Blase eine Infektion auszuschließen.

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Milsom I et al. BJU Int 2001; 87: 760–766

Mit zunehmendem Alter ist man eher von Überaktiver Blase betroffen.

Perucchini D (Hrsg.). Overactive Bladder, Uni-Med Science

Vor dem 60. Lebensjahr sind eher Frauen von Überaktiver Blase betroffen, danach ist es umgekehrt.

Milsom I et al. BJU Int 2001; 87: 760–766

Überaktive Blase lässt sich in der Regel sehr gut behandeln. Die Standardtherapie erfolgt mit Anticholinergika, deren Wirkung nach ca. 1 Woche einsetzt.

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