Wie werden Überaktive Blase und Dranginkontinenz behandelt?

Behandlungsoptionen bei Überaktiver Blase und Dranginkontinenz

Basis der Behandlung sind Blasen- und Beckenbodentraining, Anpassungen im Lebensstil und Entspannung. Diese Maßnahmen sollten auch bei medikamentöser Therapie unbedingt konsequent beibehalten werden.

Die medikamentöse Standardtherapie erfolgt mit Anticholinergika, die die Aktivität des Blasenmuskels dämpfen.

Eine lokale Behandlung mit Östrogen-Salben oder -Zäpfchen kann bei Frauen die Beschwerden einer Überaktiven Blase dämpfen. Sie führt zu einem Aufbau der Schleimhäute, einer Erhöhung der Durchblutung, Stärkung der Muskulatur und Verbesserung der Abwehrkräfte.

In den wenigen Fällen, in denen diese Maßnahmen nicht erfolgreich sind, kommen Botox-Injektionen in die Blase unter Narkose in Betracht.

Wein AJ, Chapple CR, Overactive Bladder in Clinical Practice, Springer-Verlag 2012, S. 75 ff
Perucchini D, Overactive Bladder – Fragen und Antworten, Uni-Med Verlag 2014, S. 34 ff, S. 44 ff

Blasentraining

Blasentraining ist als Verhaltenstherapie zu verstehen mit dem Ziel, wieder ein Gefühl der Sicherheit über die Blasenfunktion zu erreichen.

Zunächst wird das inkontinenzfreie Intervall bestimmt, d.h. der kürzeste Zeit-Abstand zwischen 2 Miktionen bzw. Harnverlusten.
Im 2. Schritt entleert der Patient die Blase nach der Uhr in diesem Zeitabstand.
Danach wird der Zeitabstand um 15 bis 30 Minuten pro Woche erhöht, bis ein 2 bis 3 Stunden langes Miktionsintervall erreicht ist.

Perucchini D, Overactive Bladder – Fragen und Antworten, Uni-Med Verlag 2014, S. 41-42

Beckenbodentraining

Eine regelmäßige Anspannung der Beckenbodenmuskulatur ist nicht nur bei Belastungsinkontinenz wirksam, sie hemmt auch den Miktionsreflex und Kontraktionen des Blasenmuskels.

Gelegenheiten, dem Beckenboden etwas Gutes zu tun, gibt es viele, z. B. durch die Angewohnheit, immer gerade zu sitzen. Darüber hinaus sollte Ihr Beckenbodentraining fester Bestandteil Ihres Tagesablaufs werden, um die Harnbremse zu stärken und den Miktionsreflex zu hemmen.

Anleitungen für das Selbsttraining finden Sie im Servicebereich der Website dieBlase.de.

Perucchini D, Overactive Bladder – Fragen und Antworten, Uni-Med Verlag 2014, S. 42-43

Anticholinergika: Standardtherapie bei Überaktiver Blase / Dranginkontinenz

Anticholinergika spielen die zentrale Rolle bei der medikamentösen Behandlung der überaktiven Blase.

Sie entspannen die Blasenmuskulatur und erhöhen damit die Aufnahmekapazität der Harnblase. Die Harnblase kann sich nun stärker füllen, bevor sich Harndrang einstellt. Außerdem wird das plötzliche starke Zusammenziehen des Blasenmuskels gedämpft und somit dem ungewolltem Urinverlust vorgebeugt. Die Therapie mit Anticholinergika ist eine Dauertherapie.

Wein AJ, Chapple CR, Overactive Bladder in Clinical Practice, Springer-Verlag 2012, 83-84
Perucchini D, Overactive Bladder – Fragen und Antworten, Uni-Med Verlag 2014, S. 46-48

Botulinumtoxin (Botox)

Eine Behandlung mit Botulinumtoxin kommt bei Versagen oder Unverträglichkeit der Standardtherapie in Frage.

Botulinumtoxin ist ein bakterielles Nervengift, das in geringen Dosen in der Lage ist, die Blase so zu dämpfen, dass die Symptome einer Überaktiven Blase verschwinden. Es muss in die Blase injiziert werden – in der Regel ist dazu eine Narkose erforderlich. Die Wirkung setzt dann nach 2 bis 4 Wochen ein und hält im Mittel 6 Monate an.

Wein AJ, Chapple CR, Overactive Bladder in Clinical Practice, Springer-Verlag 2012, 105 ff
Perucchini D, Overactive Bladder – Fragen und Antworten, Uni-Med Verlag 2014, S. 69 ff

Hormontherapie

Trockene, schlecht durchblutete Schleimhäute der Scheide und der Harnröhre sind ein Risikofaktor für Infektionen und eine Überaktive Blase. Ein möglicher Grund dafür ist der veränderte Östrogenhaushalt nach den Wechseljahren.

Eine lokale Östrogentherapie mit Östrogen-Salben oder -Zäpfchen führt zu einem Aufbau der Schleimhäute, einer Erhöhung der Durchblutung, Stärkung der Muskulatur und Verbesserung der Abwehrkräfte. Die Beschwerden einer Überaktiven Blase werden gedämpft.

Cardozo L, Robinson D. Urology 2002; 60 (Suppl 1): 64–71.
Perucchini D, Overactive Bladder – Fragen und Antworten, Uni-Med Verlag 2014, S. 44 ff
Moehrer B, Hextall A, Jackson S. Oestrogens for urinary incontinence in women. Cochrane Database of Systematic Reviews 2003, Issue 2. Art. No.: CD001405

Lebensstil

Änderungen im Lebensstil können eine Überaktive Blase günstig beeinflussen.

So sollte sowohl auf Koffein als auch auf Nikotin verzichtet werden, da beide die Aktivität des Blasenmuskels verstärken.

Übergewicht hat einen starken Einfluss sowohl auf Belastungsinkontinenz als auch die Überaktive Blase. Bereits eine Gewichtsabnahme um 5-10% bewirkt bei Frauen eine Reduktion der Beschwerden einer Überaktiven Blase um 50%.

Auch Verstopfungen sollten durch eine entsprechende Ernährung, Trinken und viel Bewegung vermieden werden. Die Dehnung des Enddarms durch Stuhlansammlungen kann die Sensibilität und das Füllvolumen der Blase verändern und manchmal eine Überaktive Blase auslösen.

Wein AJ, Chapple CR, Overactive Bladder in Clinical Practice, Springer-Verlag 2012, S. 79
Perucchini D, Overactive Bladder – Fragen und Antworten, Uni-Med Verlag 2014, S. 38-40
Corcos J, MacDiarmid S, Heesakkers J (Hrsg.), Overactive Bladder: Practical Management, Blackwell Publ 2015, S. 69

Entspannung

Eine Überaktive Blase wird bei empfindlichen Menschen durch Hektik  und Nervosität begünstigt. Mit Entspannung können Sie viel dagegen  tun! Gönnen Sie sich also häufig Phasen der Ruhe oder der Meditation.

Entspannung kann man auch üben. Zu den wirksamsten Entspannungsübungen gehört die progressive Muskelrelaxation nach Edmund Jacobson. Anleitungen für das Selbsttraining finden Sie im Servicebereich der Website dieBlase.de.