Guten Tag,

ich bin seit zwei Jahren in einer neurourologischen Ambulanz vorstellig.

Bei dem ersten Termin wurde eine Urodynamik und Cystoskopie gemacht.

Hier war die Empfehlung das Spasmex auf 30-15-30 mg zu erhöhen und nach einem halben Jahr zu schauen, wie es ist. Mir wurde eine Botox-Behandlung empfohlen.

Bei dem nächsten Termin war nur ein Gespräch. Hier wurde mir vom Botox abgeraten, da ich verm. nicht profitieren würde.

Spasmex reduziert auf 3x15mg und zusätzlich Betmiga 50mg 1x tgl. Zusätzlich das Anraten eines Schrittmachers.

Jetzt war ich wieder dort. Eine erneute UD zeigte keine Anzeichen einer Drangsymptomatik mehr. Eher eine hypotone und hyposensitive Blase mit Restharnbildung.

Nun wurde mir eine Therapie mit einem externen Reizstromgerät angeraten und diese eingeleitet.

Als Diagnose steht eine neurogene Blasenfunktionsstörung und Form einer primären Enuresis und Dranginkontinenz in dem Brief. Die Unfälle am Tag haben sich unter der aktuellen Medikation deutlich reduziert!

Ohne die Medikamente hatte ich mehrmals am Tag den Verlust der kompletten Blasenfüllung. Inzwischen habe ich tgl. Verluste in Form von kontinuierlichen Tropfen, aber die Drangsymptomatik ist fast weg. Vielmehr habe ich den Eindruck, zunehmend das Gefühl für die Blase zu verlieren.

Nun meine Frage:

Welche Therapie scheint am sinnvollsten zu sein?
Botox? Interne Neuromodulation? Oder die jetzt anstehende EMS Therapie?

Mit freundlichen Grüßen

Hokke

Antwort von Prof. Wiedemann:

Lieber CHokke,

ich interpretiere die jetzt aufgetretene Restharnbildung eher als Überdosierung von Spasmex und Betmiga und nicht als neue Krankheit. Offenbar ist man über das Ziel der Blasendämpfung hinausgeschossen.

Ich würde dann nicht mit Reizstrom, sondern mit einer Reduktion der Dosis reagieren (am ehesten kein Betmiga mehr), Spasmex ggf. weiter herunterdosieren. Um die Blase „auszuwaschen“, würde ich sogar über 14 Tage keine Medikamente geben.

Sie haben vermutlich einen Überlauf, der muss schnell behandelt werden, sonst stimmt Ihr Gefühl, das Blasengefühl zu verlieren wirklich und dauerhaft.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH