Rückfrage (10.10.2021):

Hallo Herr Prof. Wiedemann,

danke für Ihre Antwort auf meinen Beitrag vom 7.10.

Ich musste Baclofen tatsächlich abbrechen, weil ich es absolut nicht vertragen habe. Urologin sagte, absetzen, es gibt keine Alternative für mich.

Ich fühle mich gerade richtig allein gelassen. Ich nehme schon länger Acimol (seit Mitte August). Kann ich das als Prophylaxe weiter nehmen? Es gibt ja Beckenbodengymnastik zur Stärkung, was ich ja lt. Urologin bloß nicht machen soll. Gibt es nicht auch Physiotherapie, die das Gegenteil bewirken kann und mir somit helfen könnte? Ich habe wirklich Angst, wie es mit mir weitergeht und ich würde so gerne etwas für meine Vorsorge machen. Können Sie mir bitte noch einen Rat geben?

Vielen Dank und viele Grüße, Marleen

Antwort von Prof. Wiedemann:

Hallo Marleen,

also:

  1. Urinkultur im Infekt ganz ohne Medikamente. Wenn Coli-Keim orale Impfung, wenn nicht, IM-Präparat
  2. Therapie nach Antibiogramm (Testung des Labors)
  3. Kontrolle der Ausheilung des Infektes mit Kultur nach 14 Tagen und 6 Wochen
  4. Prophylaxe mit einem wirksam getesteten Antibiotikum, das nur im Harn wirkt (Nitrofurantoin, Notroxolin, Trimethoprim o. ä.) in abendlicher Einmalgabe für 3 Monate
  5. D-Mannose (macht Schleimhäute für Bakterien „glitschig“, 1 Essl. jeden Tag
  6. Trinkmenge 2,5 Liter mindestens
  7. Blase nach Verkehr entleeren
  8. keine atypischen Praktiken
  9. bei neuen Infekten auf Kultur bestehen.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Hallo liebe Experten!

Ich hatte im letzten Halbjahr 3-4x Blasenentzündung. Jedes Mal Antibiotika. Letzte Woche hatte ich eine Blasenspiegelung. Meine Blase sieht aus (für mich als Laie), als wäre sie von Krampfadern durchzogen.

Laut Urologin spanne ich die Blase zu viel an (im Unterbewusstsein habe ich das geahnt, ich habe mir das irgendwie antrainiert). Jetzt habe ich ein BIP-Feedback-Gerät und soll Baclofen nehmen. Nach 1x hatte ich am Folgejahr Durchfall, Bauchweh, Sehprobleme. 2. Tag weiter Durchfall. Ich muss jetzt arg oft auf Toilette. Gibt es nichts anderes, was ich tun kann? Vielen Dank vorab und viele Grüße Marleen

Antwort von Prof. Wiedemann:

Hallo Marleen,

Baclofen ist ein starkes Medikament gegen Spastiken der Muskulatur, die manchmal durch neurologische Erkrankungen verursacht werden. In meinen Augen ist es fraglich, ob man bei der Hypothese eines erlernten Anspannens des Beckenbodens damit weiter kommt. Die Nebenwirkungen sind typisch (Sehstörungen), das Medikament hat nach der Auffassung vieler ein ungünstiges Nebenwirkungs-Wirkungs-Profil.

Rezidivierende Harnwegsinfekte müssen abgeklärt werden – es kann ja eine Ursache haben. Wenn es keine gäbe, stehen diverse Maßnahmen zur Prophylaxe zur Verfügung – die lokale Östrogenisierung gehört dazu, man kann impfen (so man den Erreger kennt) oder ein schwaches, nur im Harn wirkendes Antibiotikum dauerhaft oder nur nach dem Geschlechtsverkehr geben, es gibt auch Medikamente zum Ansäuern des Harns (das mögen Keime nicht) und – und – und. Die Abklärung umfasst mehr als nur eine Spiegelung – dazu gehört auch eine sog. Urodynamik, ggf. eine neurolog. Untersuchung, eine Harnröhrenkalibrierung, ein Ultraschall vom Scheideneingang aus und auch die Beurteilung der Schleimhäute (Östrogene ausreichend? Scheidenflora gut?).

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH