Rückfrage (7.10.2021): 

Besteht denn eine Gefahr, dass man die Blase auf Dauer zu sehr dehnt? Wenn man. z.B. 300 ml Restharn hat und einen späten Harndrang. Also wenn man längere Zeit mit 450ml Flüssigkeit rumläuft? Oder ab wann redet man von einer Überdehnung bzw. Schädigung der Blase?

Einen schönen Tag wünsche ich.

Antwort von Prof. Wiedemann:

Ja, die Gefahr besteht. Es kommt zu einem Wandumbau der Blase und einem Verlust an Muskelfasern – am Ende funktioniert die Blase überhaupt nicht mehr.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Rückfrage (1.10.2021): 

Danke für die kompetente Rückmeldung. Besteht auch die Gefahr einer Überdehnung? Bekomme einen Harndrang bei ca. 480 ml. Passe aber meine Trinkmengen sehr gut an.

Antwort von Prof. Wiedemann:

Hallo,

Sie haben Recht – entscheidend ist der Restharn. Wenn sich die Blase nicht entleert (und es der Patient nicht merkt), steigt der Druck in der Blase unbemerkt so weit an, dass es einen Rückstau in die Nieren gibt. Das ist sehr ernst und kann bis zum Nierenversagen führen (davon merkt der Patient erst etwas, wenn es zu spät ist). Dies mit „Anpassen der Trinkmenge“ zu regulieren, ist gleichermaßen sinnlos wie gefährlich – es liegt ja kein Problem der Urinproduktion, sondern eines der Urinentleerung vor. Wenn der Restharn angenommen 400 ml beträgt, beträgt er das auch, wenn wenig getrunken wird – die Abstände bis zum nächsten Wasserlassen werden nur größer, weil es länger dauert, bis die Blase – etwa bei 500 oder 600 ml entleert wird. Damit ist das subjektive Symptom des häufigen Wasserlassens zwar besser, das Grundproblem und das Gefährdungspotential aber nicht.

Also, das ist ein gefährliches Spiel!

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Schönen guten Abend.

Ich leide seit 1,5 Jahren an einer schlaffen Blase aufgrund eines Bandscheibenvorfalls. Dieser wurde aufgrund einer Fehldiagnose und nun verstrichener Zeit (lt. Neurochirurgie) nicht mehr operiert. Besteht bei so etwas noch eine Chance auf Heilung? Bin 37 Jahre alt. Vielen Dank.

Antwort von Prof. Wiedemann:

Hallo,

natürlich kann man Einiges versuchen. Medikamente + Selbstkatheterismus (wenn noch nicht versucht), sakrale Neuromodulation („Blasenschrittmacher“) …

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH