Sehr geehrter Prof. Dr. Wiedemann,

ich hatte Ende Juli 2021 eine Blasenentzündung, die mit einem Einmalantibiotikum behandelt wurde. Seit dem 11.08.2021 habe ich nun mit vermehrtem Harndrang und Brennen in der Harnröhre/am Scheidenausgang zu kämpfen.

Es wurde eine Urinkultur (Katheter) angelegt und Abstriche von überall genommen. Leider wurde dabei rein gar nichts gefunden. Die Urologin verschrieb mir dann sofort Mirabegron. Leider schlug das gar nicht an. Aktuell nehme ich Vesikur, was anfänglich super angeschlagen hat, aber nun nach ca. 2 Monaten gefühlt keine Wirkung mehr zeigt. Unter dem Medikament hatte ich stellenweise nur 5-6 Miktionen am Tag und immer gute Füllmengen (300-550 ml). Auch das Brennen war weg.

Anfänglich lag ich da bei 16 Miktionen am Tag und kam nie über 250 ml hinaus. Es bewegte sich eher zwischen 50 – 200 ml. Aktuell stellt sich der brennende Reiz schon bei 100-150 ml ein. Und ich muss dann auch zur Toilette, weil dieser Reiz mich echt zermürbt. Meistens wird der Reiz innerhalb einer Stunde unaushaltbar.

Eine Blasenspiegelung ergab nichts Auffälliges. Meine Blase ist rosa und glatt und macht zudem nicht den Eindruck eine Reizblase zu sein. Das waren die Worte meiner Ärztin.  Ich kann den Urin auch halten. Ich habe nicht das Problem, dass ich von jetzt auf gleich sehr dringend auf Toilette muss und ich verliere auch keinen Urin. Aber den Reiz über Stunden zu ignorieren, weil man ja weiß das eigentlich kaum was in der Blase sein kann, ist so gut wie unmöglich geworden.

Ich trinke bereits nur noch stilles Wasser und bekömmliche Tees, esse ausgewogen, versuche zu entspannen, aber meine Blase interessiert das wenig.

Im Januar erfolgt noch eine Blasendruckmessung. Meine Urologin möchte auch Botox versuchen. Aber da ich laut ihrer eigenen Aussage wohl keine Reizblase habe, frage ich mich, ob das Sinn macht. Davor habe ich einen riesigen Respekt, weil ich Angst vor Harnverhalt habe und auch davor, dass der brennende Reiz immer noch da wäre.

Meine Blutwerte zeigen auch keine Auffälligkeiten und Östrogenmangel liegt auch nicht vor. Auch dahingehend wurde schon eine Therapie versucht.

Haben Sie noch einen Rat für mich? Was kann diesen Reiz ausgelöst haben und vor allem – wie kann ich das bloß wieder loswerden?

Herzlichen Dank

Antwort von Prof. Wiedemann:

Hallo Susi,

„Abstriche von überall“ – hat es sich um PCR-Abstriche im sog. STD-Panel gehandelt (das wären die richtigen für eine sexuell aktive Frau), Abstrich ist nicht gleich Abstrich.

„Eine Reizblase wird verneint“ – zusammenfassend scheint mir eine solche doch vorzuliegen, zumal ein „Reizblasenmedikament“ angeschlagen hat. Besser „Überaktive Blase“ – für diese gibt es viele Ursachen, die noch nicht hinlänglich untersucht wurden (mir fehlt z. B. ein Becken-MRT und eine neurologische Untersuchung, gyn. Untersuchung).

Wenn es tatsächlich keine auffindbare Ursache für die Überaktive Blase gibt, spricht man von „idiopathischer Überaktiver Blase“ – dann behandelt man mit Medikamenten. Hier müsste man sich die Dosis anschauen, ev. eine Kombinationstherapie versuchen, die Dosis „titrieren“, und im letzten Schritt dann auch Botox anwenden. Einen Harnverhalt brauchen Sie dabei nicht zu befürchten – Rarität.

Besprechen Sie dieses doch bitte mit Ihrer Urologin!

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH