„Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ – so könnte der Wunsch tituliert werden, der hinter Verfahren wie der „Thermotherapie für die Prostata“, dem „hochfokussierten Ultraschall“, „Aquajet“ oder der „Kryotherapie“ der Prostata steht.

Bei der „Thermotherapie“ für die Prostata handelt es sich um ein Verfahren, bei dem die Prostata über einen Katheter in der Harnröhre auf 42 Grad Celsius erwärmt wird. Es soll eine Gewebsschrumpfung resultieren. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass der Effekt – wenn überhaupt – deutlich schwächer als der der Grünlichtlaserbehandlung oder der „Schlingenoperation“, der Elektroresektion“ oder „TUR-P“ der Prostata ist. Schlimmer noch: es kommt anfangs zu einer Gewebsschwellung, die ein längeres Tragen eines Katheters notwendig macht. So haben viele Praxen und Kliniken, die das Verfahren zeitweise anboten, die Apparatur wieder in den Keller gestellt – als die teuerste Untersuchungsliege in der Institution… In einer Variante, der „transurethralen Mikrowellenthermotherapie“ wurden Nadeln in die Prostata eingebracht, über die ein Hitzeschaden am Prostatagewebe erzeugt wurde – der Effekt war schwach – das Verfahren ist im Zeitalter des Grünlichtlasers komplett verlassen worden.

„Aquajet“ ist ein Verfahren, bei dem ein um einen Katheter kreisender scharfer Wasserstrahl einen Kanal in die Prostata schneidet. Das nicht optisch, sondern über einen Ultraschall gesteuerte Verfahren hat aus Sicht vieler Urologen den Nachteil, dass es nicht „endoskopisch“, also über eine Optik kontrolliert wird. Da die Prostata nicht einem Zylinder, sondern eher einer Kastanie gleicht, leuchtet ein, dass mit einem geraden Kanal die Anatomie der Prostata nicht ideal abgebildet wird – diese ist „vorne“ flach und „hinten“ an der Blase breit…. Ein weiterer Nachteil: Manche Patienten, die mit dem Wasserstrahlverfahren behandelt werden, bluten bei dem Eingriff so stark, dass doch konventionell unter Sicht mit einer Elektroschlinge weiteroperiert werden muss. Die Konsequenz: Der Hersteller empfiehlt, mit dem Wasserstrahl zu beginnen und der Elektroschlinge zu enden…

Noch bedenklicher, weil in der Krebstherapie eingesetzt, ist der hochfokussierte Ultraschall. Die Philosophie, vom Darm aus mit einem unschädlichen speziellen Ultraschallsignal nebenwirkungsfrei nur einen Prostatakrebsknoten sicher effektiv zu therapieren, hört sich in Hochglanzbroschüren zwar attraktiv an, ist aber bei weitem nicht geeignet, einen Krebs zu eliminieren. Problem Nr. 1: häufig lassen sich Krebsknoten in der Prostata auch mit Ultraschall und MRT nicht genau lokalisieren, so dass die „zielgenaue“ Therapie ohne Ziel schwierig wird. Problem Nr. 2: die durch die Ultraschallwellen erzeugten Zellschäden sind besonders bei aggressiven Tumoren häufig nicht in der Lage, alle Krebszellen abzutöten, so dass das Verfahren in der seriösen Urologie eher den Stellenwert einer Außenseitermethode hat.

Dass es möglich ist, einen Gewebstod durch Kälte durch eine sog. „Kryotherapie“ zu erzeugen, kennt jeder Bergsteiger oder Extremsportler bei Erfrierungen: schlecht durchblutete Körperregionen wie die Nase, die Ohren, Zehen oder Finger können erst weiß, dann schwarz und blau werden ehe sie – wenn sie nicht amputiert werden, vertrocknen und abfallen. In der Urologie wurde versucht, mit extremer Kälte über Nadeln bei Prostatakrebs einen Gewebstod zu erzeugen – in wenigen Kliniken und nur bei hoffnungslosen Fällen, in denen es darum ging, durch einen Gewebsabtrag das Wasserlassen zu ermöglichen, angewendet, hat die Kryotherapie der Prostata heute nur noch historischen Wert.

Fazit: Vielleicht, weil die Prostataoperation die häufigste urologische Operation überhaupt ist, entwickeln so viele Firmen Alternativen zu den klassischen Operationsmethoden der Prostata mit dem Laser oder der Elektroschlinge. Bisher sind die Ergebnisse nur an wenigen Patienten wissenschaftlich untersucht und haben auch keine Leitlinienempfehlung – sie müssen häufig aus eigener Tasche bezahlt werden. Daher momentan noch: Vorsicht!