Hallo Prof. Dr. Wiedemann,

Ich habe gelesen, dass bei einer IC (Interstitiellen Zystitis) ein GAG-Defekt vorliegen kann. Was soll das sein? Kann man das bei einer Blasenspiegelung sehen?

 

Antwort Prof. Dr. Wiedemann: 

Hallo,

Die am meisten akzeptierte Ursache der IC ist ein Defekt der Schleimhautschutzschicht der Blase (GAG-Schicht). Diese verhindert, dass saure Stoffe, Gewürzrückstände und andere Substanzen, die bei jedem Menschen im Urin auftauchen, in die Schleimhaut eindringen können. Ist die Schutzschicht defekt, passiert das, was bei einer Schürfwunde bei Kontakt mit Zitronenwasser passiert: saurer Zitronensaft erreicht nicht mehr geschützte Gewebsschichten und führt zu einer Entzündung und einer Reizung von freiliegenden Nervenenden. Schmerz, Brennen und eine nicht durch Bakterien verursachte Entzündung sind die Folge. Sehen kann man diesen Defekt höchstens in einer speziellen Gewebsuntersuchung – nicht in einer gewöhnlichen Spiegelung und auch nicht in einer gewöhnlichen Gewebsuntersuchung, wie sie etwa zum Ausschluss eines Blasentumors durchgeführt wird. Daher bedient man sich anderer Erscheinungen, die eine IC wahrscheinlich machen. Dazu gehören – bei einer normalen Blasenspiegelung sichtbar – bestimmte Narbenbezirke in der Blase (sog. „Hunner-Ulcus“), die jedoch eher selten sind. Häufiger findet man punktförmige, im Extremfall wasserfall-artige („waterfall-bleeding“) Blutungen der Harnblasenwandung nach einer Blasendehnung in Narkose. In der sog. „Immunhistochemie“ wird nicht der GAG-Defekt selbst, sondern die durch in verursachten Folgen im Gewebe sichtbar gemacht: es kommt zu einem einwandern einer bestimmten Sorge von weißen Blutkörperchen, den sog. Mastzellen. Diese werden im Blasenmuskel dargestellt und gezählt. Überschreitet ihre Anzahl einen bestimmten Schwellenwert, unterstützt dies die Diagnose einer IC.

GAG-Defekt Illustration