Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Wiedemann,

ich bin 48 Jahre alt und leide seit Jahren unter rezidivierenden Harnwegsinfekten (HWI). Im Jahr 2003 wurde eine relative Meatusstenose diagnostiziert.

Anfang 2022 erkrankte ich an COVID-19, wobei die Blase vollständig entzündet war, begleitet von anhaltenden Symptomen des Dranges zur spontanen Entleerung (Urge-Drangsymptomatik). Die Behandlung erfolgte mittels einer vierwöchigen Antibiotikatherapie. Danach traten keine weiteren Harnwegsinfekte im Jahr 2022 auf.

Im April 2023 entwickelte sich erneut ein Harnwegsinfekt mit nachfolgender Nierenbeckenentzündung. Verschiedene Antibiotika wurden verabreicht, gefolgt von einer Antibiotikatherapie (Furadantin 100mg retard) über vier Wochen. Bis heute verwende ich eine Östrogensalbe dreimal pro Woche.

Im September und Anfang Dezember traten erneut Harnwegsinfekte auf, seitdem jedoch keine weiteren Beschwerden.

Anfang Januar 2024 fand eine Cystoskopie statt. Der Befund ergab keine Bakterien im Urin, eine mäßige Gefäßinjektion, Schleimhautrötung, vereinzelte Granula am Blasenauslass sowie sogenannte Trigonitis und ÄG Cysto und Rectozele. Kein Antibiotikum wurde verschrieben.

Die gestrige Cystoskopie, bei der keine Bakterien im Labor nachweisbar waren, zeigte erneut Rötung und große weiße Flecken. Nun erfolgt wieder eine vierwöchige Antibiose mit zweimal täglich Furadantin retard 100 mg.

Nun bitte ich um Beantwortung meiner Fragen:

  1. Muss eine Trigonitis grundsätzlich behandelt werden, auch wenn keine Beschwerden bestehen? Ist dies ein bedenklicher Befund? Ist die vierwöchige Antibiose zwingend notwendig? Warum wurde Anfang Januar kein Antibiotikum verschrieben, obwohl Rötung und ähnlicher Befund festgestellt wurden?
  2. Besteht die Möglichkeit, dass es sich in meinem Fall auch um eine interstitielle Zystitis (IC) handeln könnte?
  3. Kann eine dauerhaft anhaltende Entzündung der Blasenwand ohne nachweisbare Bakterien im Urin nachhaltige Folgen haben? Kann man hier bereits von einem chronischen Verlauf sprechen?
  4. Was ist die Ursache für die weißen Flecken? Sind diese bedenklich? Warum zeigt meine Blase weiterhin Anzeichen von Entzündung, obwohl keine Beschwerden und keine Bakterien nachweisbar sind? Kann sich die Blase wieder vollständig regenerieren?

Herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung und Ihre Zeit!!! Leider haben meine beiden bisher aufgesuchten Urologen nicht die Geduld aufgebracht, auf meine Fragen einzugehen und mir somit meine sehr belastenden Sorgen zu nehmen.

 

Antwort von Prof. Dr. Wiedemann,

Hallo,

  1. Muss eine Trigonitis grundsätzlich behandelt werden – auch wenn keine Beschwerden bestehen? Ist das ein sehr bedenklicher Befund?

Nicht bedenklich, könnte aber die Ursache der Beschwerden sein, deshalb – behandeln ja.

Ist die Antibiose von 4 Wochen zwingend notwendig? Und weshalb wurde Anfang Januar kein Antibiotikum verschrieben, obwohl auch Rötung bzw. ähnlicher Befund festgestellt wurde?

Viele Frauen haben eine Trigonitis, aber keine Beschwerden. Wenn Beschwerden, dann Behandlung unter der Hypothese, dass die Beschwerden besser werden. Ich würde auch empfehlen, die Meatusstenose zu operieren (ist ein Klacks) verbessert die Heilungschancen. 

 

  1. Besteht die Möglichkeit, dass es sich in meinem Fall auch um eine IC handeln könnte?

Nein, da ist die Blase unauffällig.

 

  1. Kann eine dauerhaft anhaltende Entzündung der Blasenwand – ohne nachweisbare Bakterien im Urin – nachhaltige Folgen haben? Kann man hier schon von einem chronischen Verlauf sprechen?

Ja, Schrumpfblasenbildung. 

 

4.Was ist die Ursache für die weissen Flecken? Sind diese bedenklich? Und weshalb zeigt meine Blase weiterhin Entzündungsanzeichen, obwohl keine Beschwerden und keine Bakterien nachweisbar? Kann sich die Blase wieder vollständig regenerieren?

Die Flecken sind „Schorf“ bei chronischer Entzündung. MINDESTENS 4 Wochen Antbiose!

LG

Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann