Der Beckenboden mit seinen Muskeln ist ein Teil des sehr komplexen Kontinenzorgans des Menschen. Die hormonabhängige Harnröhrenschleimhaut im Schließmuskelbereich, die hier gelegenen Venenpolster, willkürliche und unwillkürliche Muskeln, Bänder, Nerven andere Strukturen sind hieran beteiligt.

Deswegen sind auch die Störungs-Möglichkeiten sehr vielfältig: Wird z. B. der Nervus pudendus, der entlang der Scheide der Frau läuft, bei einer Geburt gequetscht, leitet er Nervenimpulse nur noch langsam und unvollständig an die zuständigen Muskeln weiter: jede Frau und jede Hebamme kennt das Phänomen der nach Geburten häufig auftretenden Belastungsinkontinenz, der mit der sog. „Rückbildungsgymnastik“ begegnet wird.

In den Wechseljahren der Frau führt der sich langsam aufbauende Östrogenmangel dazu, dass nicht nur die Scheide trockener wird, sondern auch die Schleimhaut in der Harnröhre spröder und die Venenpolster weniger prall werden – beide Effekte können zu einer Inkontinenz und Reizblase führen. Auch ein vererbter Mangel an elastischen Elementen im Beckenboden und ein Trainingsmangel können in ein Kontinenzproblem münden.

Zusätzlich kann eine jede Erkrankung, die die Anatomie und damit die „Architektur“ des Beckenbodens verändert, den Beckenboden in seiner Funktion beeinträchtigen. Das ist häufig die Prostatavergrößerung des Mannes und die Senkung der Frau. In der Abbildung ist eine extreme Scheidenstumpfsenkung nach Gebärmutterentfernung dargestellt. Praktisch die gesamte Scheide hat sich nach außen gestülpt; Beckenboden und Blase können hier nicht funktionieren.