Wie wird Belastungsinkontinenz behandelt?

Elektrostimulation und Biofeedback

Elektrostimulation und Biofeedback sind Verfahren zur Reaktivierung des Beckenbodens.

Bei der Elektrostimulation werden die Beckenbodenmuskeln mit niedrigem elektrischem Strom aktiv angeregt. Dazu werden Sonden in die Scheide oder den After eingeführt. Ziel ist es, die Wahrnehmung des Beckenbodens zu stärken. Elektrostimulation ist besonders wichtig bei Patienten, die die Beckenbodenmuskeln zunächst nicht bewusst anspannen können.

Beim Biofeedback werden mit Hilfe vaginaler oder analer Sonden die An- und Entspannung des Beckenbodens gemessen. Ziel ist es, die Fähigkeit zum bewussten An- und Entspannen der Beckenbodenmuskeln zu trainieren. Das Messgerät gibt stets eine Rückmeldung über die Kraft der Beckenbodenmuskeln, was sehr stark motiviert, die Leistung weiter zu verbessern.

Beckenboden- und Rütteltraining

Beckenbodentraining ist Teil einer auf den gesamten Körper ausgerichteten Krankengymnastik. Ziel ist neben einer Stärkung und Straffung der Beckenbodenmuskulatur, die Körperhaltung so zu verbessern, dass sie keinen schlechten Einfluss auf den Druck im Becken-Bauchraum hat.

Zunächst sollte die Gymnastik unter Anleitung einer physiotherapeutischen Fachkraft erfolgen, auch um die Fähigkeit zu erlangen, den Beckenboden wahrzunehmen und isoliert anzuspannen. Anleitungen für das Selbsttraining finden Sie im Servicebereich der Website dieBlase.de.

Das Rüttel- oder Vibrationstraining hat zum Ziel, die Muskulatur anzuregen und für Körperbalance zu sorgen. Es findet unter Anleitung eines Arztes oder Physiotherapeuten statt.

Beckenbodentraining

Gelegenheiten, dem Beckenboden etwas Gutes zu tun, gibt es viele, z. B. durch die Angewohnheit, immer gerade zu sitzen.

Darüber hinaus sollte Ihr Beckenbodentraining fester Bestandteil Ihres Tagesablaufs werden, um die Harnbremse zu stärken und den Miktionsreflex zu hemmen.

Perucchini D, Overactive Bladder – Fragen und Antworten, Uni-Med Verlag 2014, S. 42-43.

Lebensführung, Medikamente und Operation

Um den Beckenboden zu entlasten, sollte Übergewicht dringend reduziert werden.

Das Medikament Duloxetin soll durch Erhöhung von Botenstoffen im Gehirn dazu führen, so dass sich der äußere Schließmuskel kräftiger zusammenziehen kann. Es steht nur Frauen zur Verfügung.

In schweren Fällen kann Frauen operativ ein Netzband implantiert werden, das die mittlere Harnröhre spannungsfrei stabilisiert.

Belastungsinkontinenz bei Männern

Männern steht bei Belastungsinkontinenz kein Medikament zur Verfügung.

In schweren Fällen ist die operative Implantation eines künstlichen Schließmuskels die Methode der Wahl. Nach erfolgter Implantation wird die Harnröhre von einer Manschette umgeben, die die Harnröhre verschließt. Mit Hilfe einer Pumpe lässt sich die Manschette lösen, wenn die Blase entleert werden soll. Die Pumpe lässt sich manuell steuern.