Welche Bedeutung hat die Art der Verstoffwechselung von Anticholinergika?

Fettlöslichkeit und Verstoffwechselung

Die Art und Weise der Verstoffwechselung kann einen erheblichen Einfluss auf die Verträglichkeit haben. Auch hier spielt die Fettlöslichkeit eine Rolle.Fettlösliche Substanzen werden in der Leber zu wasserlöslichen Metaboliten umgebaut, damit diese über die Nieren ausgeschieden werden können. Die Metaboliten sind allerdings häufig selbst pharmakologisch aktiv und können somit von sich aus Wirkungen, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen auslösen.

Das einzige wasserlösliche Anticholinergikum wird nicht in der Leber umgebaut, sondern verbleibt bis zu seiner Ausscheidung unverändert im Blutkreislauf.  Es muss daher nicht mit Neben- und Wechselwirkungen durch Metaboliten gerechnet werden.

Das Cytochrom-P450-Enzymsystem

Eine besondere Rolle im Zusammenhang mit Wechselwirkungen spielt das Cytochrom-P450-Enzymsystem – kurz CYP450, das hauptsächlich in der Leber vorkommt. Enzyme sind Eiweiß-Moleküle, die die chemischen Reaktionen bei der Verstoffwechslung auslösen. Sehr viele Arzneimittel und die meisten Anticholinergika werden über das CYP450-System ab- oder umgebaut.

Nimmt ein Patient mehrere Arzneimittel ein, so können sie sich auf verschiedene Weise „in die Quere kommen“. Sie können um Bindungsstellen auf dem Enzym konkurrieren oder Enzyme hemmen oder stimulieren.

Wird ein Enzym gehemmt, werden Substanzen langsamer abgebaut mit der Folge möglicher Überdosierungen.

Wird ein Enzym stimuliert, werden Substanzen beschleunigt abgebaut mit der Folge möglicher Unterdosierungen. Aber auch vermeintlich harmloser Johanniskrautextrakt oder Grapefruitsaft können massiv den Arzneimittelabbau beeinflussen.

Wechselwirkungen möglichst vermeiden

Um eine gegenseitige Wirkungsverstärkung oder -abschwächung zu vermeiden, sollte das eingesetzte Anticholinergikum möglichst nicht über das CYP450-Enzymsystem verstoffwechselt werden und keine hemmende oder stimulierende Wirkung auf CYP450-Enzyme haben.