Eine vegetative Dystonie liegt nach heutigem Wissen vor, wenn die Erregungsleitung im vegetativen Nervensystem gestört ist. Bei diesem handelt es sich um das unwillkürliche Nervensystem, das solche Phänomene wie Blutdruck, Puls, Atemfrequenz und Verdauung regelt. Unwillkürlich heißt, es kann durch den Willen eigentlich nicht beeinflusst werden (allenfalls mittelbar, beispielsweise durch Meditation oder autogenes Training).

Unter vegetativer Dystonie werden Beschwerden zusammengefasst, die für eine Fehlregulation dieses Nervensystems sprechen aber keine „organische“ Ursache haben. Oftmals sind psychische Phänomene wie Panikattacken nur schwer abgrenzbar.

Die Überaktive Blase fällt eher nicht unter den Begriff einer vegetativen Dystonie, weil häufig organische Ursachen gefunden werden können, wenn nur intensiv danach gesucht wird: So können Veränderungen der Anatomie des Harntraktes, z. B. bei einer Senkung, eine Prostatavergrößerung des Mannes, Anomalien wie ein Harnröhrendivertikel (s. Abb. 1) oder eine verselbstständigte chronische Blasenentzündung (s. Abb. 2) zu einer Überaktiven Blase aus häufigem, nötigem und überstarkem Harndrang mit Urinverlust führen.

Abb. 1: Harnröhrendivertikel

Abb. 2: Fleckförmige Blasenentzündung

Selbst, wenn sich mit den üblichen Mitteln einer urologischen Praxis oder einer Klinik mit Probennahme, Spiegelung und Urindiagnostik keine Ursache finden lässt, weisen experimentelle Untersuchungen daraufhin, dass nur mikroskopisch auffindbare Veränderungen der Blasennerven, der Blasenmuskulatur oder der „Chemie“ des Blasenmuskels vorliegen.

Häufig reicht es, die – so vorhandene – auslösende Ursache zu bekämpfen, häufig muss mit Medikamenten begleitend die Blase gedämpft werden. Diese Medikamente wie Trospiumchlorid dämpfen die Überaktivität des unwillkürlichen Nervensystems, ohne seine Funktion ganz außer Betrieb zu setzten – eine Beschwerdelinderung tritt ein.