Rückfrage von Ely C (14.4.2019):

Sehr geehrter Herr Prof. Wiedemann,

vielen Dank für Ihre Antwort. Ich habe noch die Frage,ob Spasmex (das nicht übers Gehirn wirkt) als Nebenwirkung Verstopfung verursachen kann? Ich habe Probleme mit Verstopfung.

Mein Urologe zieht in Erwägung, mir Tovedeso zu verschreiben. Ich denke, es kann auch Verstopfung und Mundtrockenheit verursachen.

Zu welchem Medikament raten Sie mir? Oder ist Botox doch die beste Alternative? Ich habe Angst vor 2 Narkosen pro Jahr.

Besten Dank für eine Antwort

Mit freundl. Gruß, Ely Cl

(Ich war im letzten Jahr in einem Inkontinenzzentrum. Da wurde mir Betmiga empfohlen und eine Östrogencreme, wenn dies nicht helfen sollte, dann Botox. Es wurde keine Urodynamik gemacht und auch keine Blasenspiegelung. Eine Verstopfung wurde festgestellt bei der Untersuchung. Diese ist allerdings schwer behandelbar).

Antwort von Prof. Wiedemann:

Liebe Ely,

  • auch Spasmex kann Verstopfung machen, wie alle Medikamente dieser Gruppe. Empfehle Movicol 1 – 2 Beutel dazu.
  • Tovedeso ist gehirngängig – ein altes Medikament in „neuem Schlauch“.
  • Eine Urodynamik würde ich machen.
  • Notfalls könnte Botox helfen.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Ursprüngliche Frage von Ely C:

Sehr geehrter Herr Professor,

seit ca. 18 Jahren leide ich an einer Reizblase, d. h. ohne Medikamente muss ich ungefähr alle 1,5 Std. zur Toilette. Ich nahm einige Jahre Anticholinergica (Vesikur 10 mg) ein, die 5 mg-Tabletten waren nicht mehr gut wirksam. Diese Tabletten verursachten bei mir Verstopfung und haben negativen Einfluss auf mein Gehirn. Zur Zeit nehme ich Betmiga Tabletten, verordnet von einem Chefarzt einer gynäkologischen Abteilung eines Krankenhauses, der Inkontinenzsprechstunden abhält. Diese Tabletten sind weniger wirksam als Vesikur, aber besser als keine. Mit Botox-Spritzen habe ich geliebäugelt, was aber wohl bedeutet, dass ich alle 6 bis 9 Monate eine Vollnarkose bekommen würde. Diese Narkosen sind sicherlich auch nicht gut fürs Gehirn? Was meinen Sie dazu?
Eine urodynamische Untersuchung wurde nur einmal durchgeführt und zwar 2007. Von meinem Frauenarzt bekam ich aktuell eine Überweisung zu meinem behandelnden Urologen für diese Untersuchung. Dieser hat aber das Gerät nicht mehr für diese Untersuchung, auch kein anderer Urologe in meiner näheren Umgebung (ich habe mindestens bei 10 Praxen angerufen). Wird wohl nur noch in Krankenhäusern durchgeführt? Dorthin wollte er mich nicht überweisen, sondern zuerst eine Blasenspiegelung machen und dann evtl. überweisen. Ist eine Blasenspiegelung aussagekräftig genug?

Vielen Dank für eine Antwort.

Mit freundlichen Grüßen. Ely C

Antwort von Prof. Wiedemann:

Liebe Ely,

  1. Urodynamik wird von den Krankenkassen leider nicht mehr extra bezahlt – deswegen bieten es fast nur noch Krankenhäuser an (auch wir).
  2. Urodynamik ist aber dennoch eine wichtige Untersuchung – aber nur eine.
  3. Wenn eine 18jährige eine Reizblase hat, muss die Ursache gefunden werden – aus meiner Sicht Urodynamik + Spiegelung + Ultraschall von der Scheide aus + neurologische Vorstellung + MRT + Abstriche (Chlamydien, Mykoplasmen, Trichomonaden).
  4. Wenn Vesikur das Denken beeinflusst und Betmiga nicht so wirksam ist, wäre Trospium (z. B. Spasmex ) ein Ausweg – das kann nicht ins Gehirn wandern. Evtl. Kombi Spasmex niedrig dosiert (2 x 1/3 45 mg) + Betmiga
  5. Aus meiner Sicht sollten Sie sich an ein Kontinenzzentrum wenden (Liste bei der Deutschen Kontinenzgesellschaft).

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH