Guten Tag!

Seit der Geburt meines Sohnes vor 16 Monaten habe ich Probleme mit der Blase. Neun Stunden nach dem letzten Toilettengang wurde unter der Geburt ein Katheter gelegt (700ml Harn), nach der Geburt konnte ich dann kein Wasser lassen, sodass es zu einer Restharnbildung von 1150 ml kam, woraufhin dann ein DK gelegt wurde. Auch zwei Tage nach der Geburt war nur tröpfchenweises Wasserlassen möglich. Etwa nach einer Woche und weiteren DK wurde ich mit Ubretid behandelt, dennoch kam es weiter zur Restharnbildung. Nach verschiedenen Untersuchungen (Urodynamik, Bougie a boule, Zystographie, Uroflowmetrie) wurde vor etwa einem halben Jahr eine obstruktive Miktionsstörung bei relativer mittlerer distaler Harnröhrenstenose A.e. sekundäre obstruktive Vesikopathie mit hypersensibler, fraglich detrusorinstabiler Harnblase festgestellt. Seitdem führe ich, zunehmend weniger, da in letzter Zeit immer weniger Restharn vorhanden zu sein scheint, den ISK durch. Momentan katheterisiere ich etwa einmal pro Woche. Ich kann aber feststellen, dass die Restharnmenge zunimmt, wenn ich Stress habe. Das Wasserlassen funktioniert subjektiv mal besser und mal schlechter.

Vor etwa einer Woche wurde bei einer erneuten Video-Urodynamik vor allem festgestellt, dass ich eine überaktive Blase habe, eine Verengung konnte nicht festgestellt werden, die Restharnmenge lag bei etwa 50 ml (nach ISK häufig zwischen 10 und 40 ml). Das Hauptproblem ist demnach nicht mehr die Restharnbildung sondern die überaktive Blase. Aus diesem Grund wurde mir Vesikur verschrieben, das ich jetzt seit etwa 5 Tagen nehmen. Ich kann bereits eine Besserung feststellen, habe aber große Sorge, dass die Restharnbildung unter Einnahme des Medikaments wieder zunimmt. Insgesamt habe ich in Anbetracht der möglichen Nebenwirkungen kein gutes Gefühl bei der Einnahme des Präparats. Sehen Sie andere Möglichkeiten zur Therapie? Wie schätzen Sie den Einsatz von Vesikur ein? Sind meine Vorbehalte begründet? Es ist für mich schwer vorstellbar, dass ich Vesikur mein Leben lang nehmen und mich selbst katheterisieren muss.

Ich freue mich sehr über eine Einschätzung der Problematik!

Antwort von Prof. Wiedemann:

Liebe Sol,

das ist schwierig zu beurteilen. Die mitgeteilten Befunde sprechen dafür, dass Kollegen am Werk sind, die ihr Handwerk verstehen. In der Medizin ist es so, dass man sich häufig bei einem Zielkonflikt entscheiden muss. Aus meiner Sicht folgerichtig – weil jetzt die Überaktive Blase im Vordergrund zu stehen scheint – daher die Therapie mit Vesikur. Sollte der Restharn steigen, muss man neu nachdenken. Da Vesikur auch ein paar Tage später wieder aus dem Körper verschwunden ist, würde auch der Restharn reversibel sein (so er denn dadurch verursacht ist).

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH