Rückfrage von Anna (28.1.2016):

Hallo, ich habe mich bereits im Oktober 2015 mit einer Frage zu meiner überaktiven Blase im Forum gemeldet. Es wurde eine weitere Urodynamik durchgeführt, bei der nun der erste Harndrang bei 50 ml einsetzte. Die Blase wurde bis auf 350 ml gefüllt. Mein Volumen beträgt durch das Blasentraining mittlerweile 1,7 Liter. Ich kann größere Urinmengen über 1 Liter bis zu 20 Stunden halten. ( durch Positionswechsel) Im Stehen ist der Harndrang unerträglich. Mein Urologe hat mir eine Psychotherapie ans Herz gelegt. Alle konservativen Mittel sind ausgeschöpft, Botox würde bei solchem Blasenvolumen keinen Sinn machen.

Antwort von PD Dr. Wiedemann:

Liebe Anna, ein Blasenvolumen von über einem Liter durch Einhalten zu trainieren, ist ungesund. Ich hatte bereits ein Wasserlassen nach der Uhr auch ohne Harndrang empfohlen.

Gruß,

Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Rückfrage von Anna (22.10.2015):

Urodynamik vom 1.9.15 U-Stix negativ, Restharn 20 ml, Detrusordruck Pclo max. im Ruheprofil 87,6 cm H2O,keine Leckagen, 1. Harndrang bei leerer Blase, bei 309 ml Harndrang nimmt ab, Blasenkapazität> 394 ml, Streßtest negativ, funktionale Urethralänge in Ruhe 27,5 mm, im Streßprofil 42,9 mm, keine Verschlussdrucknegativierung, normotone Urethra, Depressionsquotient im mittleren Drittel max. 0,49 im Streßprofil. Beurteilung keine Inkontinenz.

Gynäkologische Untersuchung: Inspektion: Vulva unauff., Vag. glatt, Portio glatt, Senkung max. Grad I Palpation: Uterus frauenfaustgross, antefl., mobil, A+P bds. frei, Rektum glatt, Sphinktertonus gut, Abdomen weich

Sonographie: Urethra senkt sich beim Pressen leicht unter Symphysenniveau, Sphinkter intakt MRT der Blase und Spiegelung ergaben keine Anomalien.

Antwort von PD Dr. Wiedemann:

Liebe Anna,

merkwürdig ist das Verhalten des Hardranges, was die These einer Störung der Blasensensibiltät stützt.

Gruß,

Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Rückfrage von Anna (20.10.2015):

Restharn würde bei mir mehrfach ausgeschlossen.

Das Empfinden eines sehr starken Harndrangs, der nur sehr schwer zu halten ist, setzt meist 5 – 20 Minuten nach dem Toilettengang ein. Wenn ich dann gehen würde, kommen nur wenige Tropfen (erneut setzt wieder starker Drang ein).

Je voller die Blase ist, desto erträglicher wird der Drang. Immer noch drückend, aber etwas besser zu halten.

Ein normaler Tagesablauf und Nachtruhe (schlafe mit dem Drang ein, im Schnitt 2 Stunden Schlaf pro Nacht, die restliche Nacht liege ich mit Harndrang wach) sind dadurch empfindlich gestört.

Vielen Dank

Antwort von PD Dr. Wiedemann:

Liebe Anna,

Harndrang bei leerer Blase, der bei voller werdender Blase besser wird, ist in der Tat widersprüchlich. Dieses Phänomen läßt sich schlecht erklären – hier müsste man noch einmal die Diagnostik – soweit noch nicht geschehen – komplettieren oder noch einmal ansehen.

Mich würde interessieren: Wie sieht die Blase aus? Was gab es in der Urodynamik?

Gruß,

Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Rückfrage von Anna (19.10.2015):

Danke für ihre Antwort.

Das Wasserlassen nach der Uhr praktiziere ich schon, ohne Veränderung. Gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten?

Was bedeutet eine noch kompensierte Störung der Blasensensibilität?

Vielen Dank,
Gruß Anna

Antwort von PD Dr. Wiedemann:

Es bedeutet, dass Sie – nach den mir vorliegenden Infos – den Harndrang nicht richtig spüren (auffallend hohe Blasenkapazität).

Ich würde das „Wasserlassen nach der Uhr“ anhand eines Blasentagebuches optimieren und darunter schauen, ob die Blase leer wird.

Gruß,

Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Ursprüngliche Frage von Anna:

Vor drei Monaten trat bei mir (weiblich, 30 Jahre) ständiger, imperativer Harndrang auf. Ich bin kontinent und kann den Drang bis zu sechs Stunden halten, wobei der Drang sehr stark ist und mich zu Positionswechseln zwingt. Mein max. Blasenvolumen beträgt 1200 ml. Gynäkologisch, urologisch (Urodynamik, urologische Mrt, Spiegelung, Ultraschall) und neurologisch ergaben alle Untersuchungen keinen Befund. Mehrere Anticholinergika zeigten nicht die geringste Wirkung. Beckenbodentraining unter Anleitung und Elektrostimulation sowie pflanzliche Präparate ebenfalls ohne Erfolg. Können die Beschwerden auch psychosomatisch sein?

Antwort von PD Dr. Wiedemann:

Liebe Anna,

Sie schildern widersprüchliche Befunde. Es fällt die ungewöhnlich hohe Blasenkapazität auf. Ich vermute eine noch kompensierte Störung der Blasensensibilität.

Versuchen Sie doch ein Wasserlassen nach der Uhr – etwa alle 2 bis 3 Stunden unabhängig vom Harndrang!

Gruß,

Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH