Rückfrage von Katja (13.2.2020):

Vielen Dank für die schnelle Antwort und die Empfehlung.

Ich möchte die Fistel-OP auch so schnell wie möglich durchführen lassen. Jedoch möchte der Proktologe Entzündungen in Darm, Scheide und in der Blase abklingen lassen…. Da OP auch kompliziert ist.

Werde mich jedoch nochmal in einem empfohlenen Zentrum vorstellen.

Bei der Blasenspiegelung war der ganze Blasenboden stark gerötet und der Rest der Blase mit leichter entzündlicher Zeichnung.

Woher kommt diese Trigonitis, wenn keine Keime im Urin nachgewiesen wurden, nur durch Reize? Ernährung…? Hormone?

Was kann man dagegen tun, wenn Antibiotika wahrscheinlich nicht effektiv? Leider bin ich nicht beschwerdefrei, ich habe immer Harndrang, Schmerz und schubweise unangenehmes Brennen in der Blase. Beim Sitzen muss ich Knopf öffnen, um den Druck auf Unterbauch zu nehmen. Ich leide momentan sehr unter der ganzen Situation.

Vielen Dank!

Mit freundlichem Gruß

Katja

Antwort von Prof. Wiedemann:

Liebe Katja,

eine Trigonitis gibt es

  • „idiopathisch“ – ohne erkennbare Ursache
  • NACH bakterieller Infektion
  • BEI bakterieller Infektion (Keime im Labor nur nicht gewachsen)
  • bei atypischer Infektion durch Mykoplasmen und Chlamydien, Gardnerella usw., zu diagnostizieren im Abstrich aus dem Scheidenvorhof

Man behandelt entweder gar nicht oder mit einer Langzeitantibiose („leichtes“ Antibiotikum über 6 – 12 Wochen), eher nicht mit Fosfomycin.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Ursprüngliche Frage von Katja:

Sehr geehrter Herr Dr. Prof. Wiedemann,

eine kurze Vorinfo: seit August 2018 wurde bei mir eine tiefe Anovaginalfistel entdeckt und eine Fadendrainage gelegt. Ich hatte keine grossen erkennbaren Probleme damit. Ab und zu Juckreiz, wahrscheinlich Pilzinfektion, die ich mit Salben behandelte. OP wurde auf später angepeilt…. Am 8.12.2019 wachte ich früh mit Gefühl eines HWI auf. Hatte starken Harndrang, Schmerz im Unterleib, aber keine Beschwerden beim Wasserlassen, Scheide war gerötet, teilweise Ausfluss, wehenähnliche Beschwerden, jede Schütterung spürte ich im Unterleib (auch jetzt manchmal noch). Nach langer Ärzteodyssee wurden im Januar Colibakterien beim Gyn, sowie Entzündung an der Gebärmutter entdeckt, kein Hinweis auf bakterielle Vaginose. Trotzdem erhielt ich Unacid. 3 Wochen später Termin Blasenspiegelung beim Urologen. Dort wurde eine deutlich chronische Trigonitis festgestellt und erstmalig mit Fosfomycin behandelt. Urologe sagte, die Fistel wäre der Auslöser und muss weg, also fuhr ich zu meinem Proktologen an die Uniklinik. Er sagte, dass das nicht der Fall ist (es gibt einige Frauen, die damit leben), mich in diesem Zustand auch nicht operieren würde, da ja auch noch Scheide sehr gerötet ist…. er machte Rektoskopie, und stellte auch Entzündung im Darm fest. Gewebeprobe steht noch aus. Der Urin wurde 5 mal kontrolliert, mal mit und mal ohne Kultur. War immer in Ordnung. Ich soll nach 10 Tagen nochmal Fosfomycin bekommen vom Urologen.

Nun meine Fragen:

  • entsteht eine Trigonitis so aus dem Nichts, ich hatte nie HWI oder Probleme mit Blase, oder kommt das durch Infekte aus der Scheide, durch die Scheidenwand, oder aus Darm?
  • Bedeutet chronisch , man bekommt die Trigonitis nicht geheilt?
  • Gibt es erfolgreiche Behandlungen? Ich habe gelesen, auch der Östrogenhaushalt spielt hier eine Rolle. ich bin fast 39 Jahre, leider sagen alle Ärzte, den brauchen wir nicht zu prüfen, ich hätte genug…. ????
  • Kann ich selber was tun? ich trinke viel, verzichte auf Zucker, versuche ballaststoffreich zu ernähren…

Vielen Dank im Voraus!

Viele Grüße, Katja

Antwort von Prof. Wiedemann:

Liebe Katja,

der Begriff „Trigonitis“ bedeutet nichts weiter, als dass der Blasenausgang etwas mehr gerötet ist, als üblich. Das ist bei vielen beschwerdefreien Frauen der Fall. Im Kontext von (nachgewiesenen) bakteriellen Infekten entspricht das häufig dem Infekt in der Spiegelung. Umgekehrt bedeutet aber Trigonitis nicht, dass eine bakterielle Entzündung vorliegen muss. Vergleichen Sie das vielleicht mit einer Rötung der Bindehaut im Auge – das kann eine ansteckende bakterielle oder virale Infektion sein, muss es aber nicht.

Fosfomycin ist ein Antibiotikum, das seinen Stellenwert in der unkomplizierten Blasenentzündung der jüngeren Frau hat – ich bezweifle ein wenig, ob diese Definition auf Sie zutrifft und auch, ob es helfen wird.

Ihre rektovaginale Fistel sollte man m. E. nicht so belassen – das wird nie gut. Die Druckverhältnisse (im Darm höher als in der Scheide) werden kontinuierlich Bakterien in die Scheide verlagern – das wird auf Dauer immer mehr Beschwerden machen. Vielleicht wenden Sie sich an ein Kontinenzzentrum und lassen den Befund interdisziplinär begutachten.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH