Rückfrage von Karin (15.4.2020):

Vielen Dank für die Antwort ,

vielleicht könnten Sie mir mit meinen folgenden Anliegen und Fragen nochmals weiterhelfen?

Ich dachte, eine  Reizblase müsste mit Harndrang einhergehen, so dass ich auch die Toilette aufsuchen müsste? Das muss ich nicht. Ich geh je nach Trinkmenge 5 bis 6 mal, nachts 1 mal. Ergänzend zu meinen Beschwerden vom Ausgangstext: ich habe das Gefühl, den Füllstand in der Blase verloren zu haben und weiterhin  meinen Urin immer schmerzhaft zu spüren, allerdings auch wenn die Blase leer ist.

An urologischen Untersuchungen wurde durchgeführt: eine Spiegelung mit Kochsalzlösung, eine Restharnbestimmung, beides unauffällig. Selbst habe ich eine Blasenkapazitätsbestimmung durchgeführt (bis zu 750 ml). Mittlerweile ereilte mich eine richtige Blasenentzündung, die ich daran erkannte, dass es beim Wasserlassen brannte; allerdings gab mir meine Urologin zu verstehen, dass ihr Urintest nichts anzeige, so wurde eine Kultur angesetzt. Nach 10 Tagen bekam ich ein positives Ergebnis.

Es wurde mit einem Antibiotikum Amoxiclav behandelt; die ersten beiden Einnahmetage waren ein Wunder, die Beschwerden waren allesamt weg, ich nahm das Antibiotikum weiter. Leider kehrten die Beschwerden beim dritten Einnahmetag zurück und heute mit Abschluss der Behandlung ist das Brennen wieder sehr belastend und schmerzhaft da. Schmerzmittel helfen gar nicht, das hab ich jetzt schon xmal ausprobiert. Spasmex 45 hab ich daheim, aber noch nicht gewagt zu nehmen. Ich reagiere auf Medikamente sehr empfindlich. Könnte ich mit minimalsten Dosen einschleichen?

DD: Könnte es denn keine Pudendusneuralgie oder IC sein?? Oder hab ich doch eine chronische Blasenentzündung und der Keim, das Bakterium etc. wird nicht gefunden? Vielen Dank.

Antwort von Prof. Wiedemann:

Liebe Karin,

eine IC ist bei einer Kapazität von 750 ml und einer „bakteriellen Vorgeschichte“ mehr als unwahrscheinlich. Wenn die Beschwerden wieder da sind, denke ich eher an das Aufflackern eines bakteriellen Infektes. Dass Keime nicht oder vorübergehend nicht nachweisbar sind, kann durch die Antibiotikagabe kommen.

Ich würde Sie nach einem wirksamen Antibiotikum mit einer Antibiotikaprophylaxe behandeln (spezielles Antibiotikum, das nur im Harn wirkt, in einer geringen Dosis abends, oder – wenn Sie einen Zusammenhang mit Verkehr bemerkt haben – als Einmalgabe nach dem Verkehr).

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Ursprüngliche Frage von Karin:

Sehr geehrter Prof. Wiedemann und Dr. Naumann,

seit drei Jahren plagen mich Blasenbeschwerden: das erste mal 6 Wochen am Stück, dann 1 Jahr Pause, das 2. Mal 5. Monate am Stück, dann 4 Wochen Pause, jetzt seit 3 Wochen wieder Beschwerden. Die Beschwerden sind: Brennen, Druckgefühl der Blase, Gefühl wie trockenes Papier in der Blase,  Laufen ist sehr unangenehm, beim Sitzen verkrampfe ich mich musuklär. Urologisch wurde ich 3x untersucht mit dem Ergebnis: keine Blasenentzündung, ein bisschen Blut im Urin, was nicht schlimm sei, Ergebnis lt. Urologin Reizblase. Ich habe aber keinen Harndrang. Inkontinenz/maximal leichte Dranginkontinenz. Gynäkologisch: leichte Senkung der Blase, aber nichts für eine OP. Behandlung seit 10 Jahren mit Gynakadin (1Hub) und Gestagen.  Spasmolytikum  Oxybutynin AL 5 brachte mir eine schwere Verstopfung, sonst keine Linderung, hab ich schnell wieder abgesetzt.  Ansonsten Behandlungen:  Granufink, Blasenglobuli, Hypericum, Blasentees, Beckenbodenübungen, Osteopathie etc. Auch habe ich leichte Bandscheibenvorfälle, die mir regelmäßig Rückenschmerzen bereiten, MRT liegt vor, es kann aber kein sicherer Zusammenhang gesehen werden.

Hätten Sie noch eine Idee? Kann man sich bei Ihnen vorstellen?

Antwort von Prof. Wiedemann:

Liebe Karin,

Ihre Beschwerden klingen tatsächlich nach einer „Reizblase“ – allerdings müsste die Diagnose m. E. mit einer Spiegelung und urodynamischen Untersuchung abgesichert werden. Die Frage ist, ob dieses mit „urologisch untersucht“ gemeint ist. Eine einfache Urinuntersuchung reicht hier sicher nicht.

Dass Oxybutynin in Verstopfung geendet hat, ist kein Grund diese Therapie nicht zu verfolgen, hier gibt es ähnliche Medikamente, die man einsetzen könnte.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH