Lexikon zur Blasenschwäche (Harninkontinenz)

A

Ableitende Harnwege

Oberbegriff für Nierenbecken, Harnleiter, Blase und Harnröhre.

Alphablocker

= Alpha-Rezeptorenblocker. Sie werden bei Überlaufinkontinenz angewendet. Alphablocker lockern den Verschluss des Blasenhalses, entspannen die Prostatamuskulatur und senken so den Auslasswiderstand, so dass die Blasenentleerung erleichtert wird, die Urinflussrate ansteigt und das Restharnvolumen sinkt.

Anticholinergika

= Spasmolytika. Medikamente, die die Wirkung des Parasympathikus hemmen (=anticholinerg) und dadurch krampflösend (spasmolytisch) auf Hohlorgane wirken. Die bei Harninkontinenz eingesetzten Anticholinergika entspannen die Blasenmuskulatur und erhöhen damit die Aufnahmekapazität der Harnblase . Die Harnblase kann sich nun weiter füllen, bevor sich starker Harndrang einstellt. Wenn die Kapazität der Blase steigt, sinkt die Zahl der notwendigen Toilettengänge, und das beim Wasserlassen abgegebene Urinvolumen steigt. Außerdem wird ungewolltem Urinverlust vorgebeugt.

Anticholinergika spielen die zentrale Rolle bei der Behandlung der Dranginkontinenz. Alle zur Behandlung der Harninkontinenz zugelassenen Spasmolytika sind gut wirksam und in der Regel gut verträglich. Von erheblicher Bedeutung und folgenschwer können die zentralnervösen Nebenwirkungen sein (z. B. Schwindel, Verwirrtheit, Halluzinationen, Schläfrigkeit, Nervosität), die allerdings nur bei Verwendung von liquorgängigen Spasmolytika (Wirkstoe mit tertiärer Molekülstruktur) auftreten.

Durch Verwendung eines Spasmolytikums mit quarternärer Molekülstruktur lassen sich zentralnervöse Störungen ausschließen, da dies nicht die Blut- Hirn-Schranke überwindet. Die quarternäre Struktur hat noch weitere Vorteile: Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind deutlich geringer, und die Wirksubstanz wird nicht in der Leber verstoffwechselt. Dies bedeutet, dass nur die definierte Substanz im Blut zirkuliert und keine Spaltprodukte mit unterschiedlichen Wirkungen.

Ausscheidungsurographie

Röntgenkontrastdarstellung der Nieren, Harnleiter und der Blase nach intravenöser Injektion eines iodhaltigen Röntgenkontrastmittels, das von den Nieren ausgeschieden wird und die Harnwege füllt. Die Ausscheidungsurographie ermöglicht Aussagen über den Abfluss über die Ureteren (Harnleiter) in die Harnblase und über Restharn, der in der Harnblase zurückbleibt. Es werden mehrere Aufnahmen in verschiedenen Zeitabständen angefertigt (5, 10 und 20 min nach Injektionsbeginn).

B

Beckenboden

Muskulöser Verschluss des Beckenausgangs. Fungiert als Schließmuskel der Harnröhre. Der Beckenboden spielt eine wesentliche Rolle bei der Kontinenz (Fähigkeit, den Blaseninhalt durch willkürliche Kontrolle zurückzuhalten). Eine Schwächung der Beckenbodenmuskulatur ist die Ursache einer Belastungs-Inkontinenz. Eine spezielle Beckenbodengymnastik dient dazu, eine solche Schwächung zu verhindern bzw. zu vermindern.

Blasenmuskulatur

Blasenmuskulatur (Detrusor vesicae). Muskeln, die durch Kontraktion (Zusammenziehung) die Entleerung der Blase bewirken.

Belastungsinkontinenz

Belastungsinkontinenz. Ungewollter Urinverlust, der sich durch Urinverlust bei Druckerhöhung im Bauchraum (Husten, Niesen, Heben) auszeichnet. Ursache ist eine Schwächung des Schließmuskels (Sphinkters).

Blasenschließmuskeln

Blasenschließmuskeln (Sphinkteren). Muskeln, die dafür sorgen, dass der Harn in der Blase bleibt.

D

Detrusor vesicae

Detrusor vesicae (Blasenmuskulatur). Muskeln, die durch Kontraktion (Zusammenziehung) die Entleerung der Blase bewirken.

Diagnose

Diagnose ist die Feststellung oder Bestimmung einer Krankheit. Eine Diagnose entsteht durch die zusammenfassende Gesamtschau und Beurteilung der erhobenen Befunde (Wikipedia).

Diagnostik

Diagnostik. Oberbegriff für ärztliche Untersuchungen, die das Ziel haben, die Ursache von Erkrankungen bzw. Störungen herauszufinden.

Dranginkontinenz

Dranginkontinenz. Ungewollter Urinabgang, der sich durch einen imperativen (starken, nicht aufschiebbaren) Harndrang mit unwillkürlichem Urinabgang auszeichnet. Bei der sensorischen Dranginkontinenz liegen meist Entzündungen, Tumoren oder Fremdkörper in der Blase vor, die zu einer „überempfindlichen“ Blase führen, die frühzeitig eine vollständige Füllung an das Gehirn meldet. Bei der motorischen Dranginkontinenz ist die Ursache meist ein z. B. altersbedingter Funktionsverlust des Detrusors (Blasenmuskels).

H

Harnflussmessung

Harnflussmessung (Uroflowmetrie). Erfassung des Harnausflusses während der Miktion (Blasenentleerung) und grafische Darstellung. Die Harnflussmessung gibt Aufschluss über Abflussbehinderungen wie z.B. eine Prostatavergrößerung.

Harnleiter

Harnleiter. Bezeichnung für die beiden dünnen, mit Muskelfasern ausgestatteten Röhren, die den Harn von den Nieren in die Blase leiten.

Harnröhre

Harnröhre. Abflussröhre für den Harn von der Blase nach außen.

Harninkontinenz

Harninkontinenz. Oberbegriff für verschiedene Formen des ungewollten Harnverlusts. Blasenschwäche (Inkontinenz) ist keine einheitliche Erkrankung, vielmehr können verschiedene Funktionsstörungen zugrunde liegen. Es werden 4 Formen von Inkontinenz unterschieden: Belastungsinkontinenz, Dranginkontinenz, Überlaufinkontinenz und Reflexinkontinenz. Gemeinsam ist nur das Symptom: unwillkürlicher Urinverlust.

Hustenprovokationstest

Hustenprovokationstest. Durch Hustenprovokation lässt sich die Verdachtsdiagnose „Belastungsinkontinenz“ stellen; sicher nachzuweisen ist eine Belastungsinkontinenz nur durch eine fachärztliche urodynamische Untersuchung. Belastungsinkontinenz zeigt sich urodynamisch mit Urinabgang bei Druckerhöhung im Bauchraum ohne nachweisbare Kontraktion des Blasenmuskels.

K

Kontinenz

Kontinenz. Fähigkeit, den Blaseninhalt durch willkürliche Kontrolle zurückzuhalten.

L

Liquorgängigkeit

Liquorgängigkeit. Fähigkeit eines Arzneimittels, die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden, d.h. vom Blut ins Zentralnervensystem (Gehirn und Rückenmark) einzudringen. Bei den zur Behandlung der Dranginkontinenz eingesetzten Spasmolytika gibt es solche mit Tertiärstruktur und solche mit Quartärstruktur. Der Vorteil der Wirkstoffe mit Quartärstruktur ist, dass diese Wirkstoffe nicht liquorgängig sind, also nicht ins Zentralnervensystem eindringen. Dadurch können sie keine zentralnervösen Nebenwirkungen wie Schwindel, Verwirrtheit, Halluzinationen, Schläfrigkeit, Nervosität entfalten und sind somit wesentlich besser verträglich.

M

Miktion

Miktion. Blasenentleerung.

Miktionszystourethrographie

Miktionszystourethrographie (MZU). Untersuchung, bei der Serien-Röntgenaufnahmen während der Miktion durchgeführt werden. Die MZU liefert den Nachweis von Blasenfüllungsdefekten, Blasen-Ausstülpungen, eines eventuellen Reflux´ und eine Beurteilung der Harnröhre bei Miktion.

Ö

Östrogene

Östrogene. Weibliche Sexualhormone mit zahlreichen physiologischen Wirkungen auch außerhalb des Genitalsystems. Ein Mangel an Östrogenen kann bei Frauen in den Wechseljahren eine Belastungsinkontinenz begünstigen. Ursache ist eine durch den Wegfall der Östrogene fortschreitende Rückbildung des Urogenitaltrakts und der Beckenbodenmuskulatur. Durch eine Östrogen-Ersatztherapie (=Substitution) wird diesem Mangel entgegengewirkt. Die Hormone werden lokal in Form von Vaginalcremes oder -zäpfchen angewendet. Dadurch wird die Durchblutung der Harnröhre gesteigert, das Wachstum der Schleimhaut in der Harnröhre angeregt und der Verschluss der Harnröhre verbessert.

P

Parasympathikus

Sympathikus und Parasympathikus sind die beiden Gegenspieler des vegetativen Nervensystems, das auch als autonomes Nervensystem bezeichnet wird – autonom deshalb, weil es vom Willen unabhängig ist. Das vegetative Nervensystem regelt die Vitalfunktionen (Atmung, Verdauung, Stoffwechsel, Sekretion, Wasserhaushalt u. a.). Im Zusammenhang mit Blasenentleerung und Urinspeicherung spielen Sympathikus und Parasympathikus folgende Rollen. Sympathikus: Urinretention (-zurückhaltung) durch Hemmung des Detrusors (Blasenmuskels) und Erregung des Sphinkters (Schließmuskels) Parasympathikus: Urinentleerung durch Anregung des Detrusors und Erschlaffung des Sphinkters. Darüber hinaus sind Blasenentleerung und -speicherung auch dem Willen unterworfen, so dass ein komplexes Zusammenspiel des vegetativen mit dem animalen Nervensystem entsteht. Das animale (=somatische) Nervensystem regelt die willkürlichen Funktionen.

Prognose

Prognose. Voraussicht auf den Krankheitsverlauf, Heilungsaussicht. Blasenschwäche hat eine sehr gute Prognose.

Prostata

Prostata. Vorsteherdrüse; kastaniengroße Drüse unter der Harnblase, die dem Blasengrund anliegt und den Anfangsteil der männl. Harnröhre umgibt.

R

Reflexinkontinenz

Reflexinkontinenz. Ungewollter reflexartiger Urinverlust aufgrund von Erkrankungen des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark). Bei spinaler Reflexinkontinenz kommt es zu unwillkürlichem Urinabgang, in der Regel ohne Harndrang. Ursache sind Rückenmarkserkrankungen. Supraspinale Reflexinkontinenz hat die Ursache in Hirnleistungsstörungen (Hirnschlag, Zerebralsklerose, Morbus Alzheimer). Die Symptomatik ähnelt der der Dranginkontinenz.

Rezeptoren

Reflexinkontinenz. Ungewollter reflexartiger Urinverlust aufgrund von Erkrankungen des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark). Bei spinaler Reflexinkontinenz kommt es zu unwillkürlichem Urinabgang, in der Regel ohne Harndrang. Ursache sind Rückenmarkserkrankungen. Supraspinale Reflexinkontinenz hat die Ursache in Hirnleistungsstörungen (Hirnschlag, Zerebralsklerose, Morbus Alzheimer). Die Symptomatik ähnelt der der Dranginkontinenz.

Rezeptoren

Rezeptoren. Messfühler des Nervensystems. Beispielsweise wird der Füllungszustand der Blase über Rezeptoren in der Blasenwand gemessen und über Nerven an das Gehirn gemeldet. Das Gehirn steuert – abhängig von den Messwerten – die Miktion (Blasenentleerung) bzw. die Kontinenz (Zurückhalten des Blaseninhalts durch die Schließmuskeln).

S

Schließmuskeln

Blasenschließmuskeln (Sphinkteren). Muskeln, die dafür sorgen, dass der Harn in der Blase bleibt.

Spasmolytika

Anticholinergika (Spasmolytika). Medikamente, die die Wirkung des Parasympathikus hemmen (=anticholinerg) und dadurch krampflösend (spasmolytisch) auf Hohlorgane wirken. Die bei Harninkontinenz eingesetzten Anticholinergika entspannen die Blasenmuskulatur und erhöhen damit die Aufnahmekapazität der Harnblase . Die Harnblase kann sich nun weiter füllen, bevor sich starker Harndrang einstellt. Wenn die Kapazität der Blase steigt, sinkt die Zahl der notwendigen Toilettengänge, und das beim Wasserlassen abgegebene Urinvolumen steigt. Außerdem wird ungewolltem Urinverlust vorgebeugt. Anticholinergika spielen die zentrale Rolle bei der Behandlung der Dranginkontinenz. Alle zur Behandlung der Harninkontinenz zugelassenen Spasmolytika sind gut wirksam und in der Regel gut verträglich. Von erheblicher Bedeutung und folgenschwer können die zentralnervösen Nebenwirkungen sein (z. B. Schwindel, Verwirrtheit, Halluzinationen, Schläfrigkeit, Nervosität), die allerdings nur bei Verwendung von liquorgängigen Spasmolytika (Wirkstoffe mit tertiärer Molekülstruktur) auftreten. Durch Verwendung eines Spasmolytikums mit quarternärer Molekülstruktur lassen sich zentralnervöse Störungen ausschließen, da dies nicht die Blut-Hirn-Schranke überwindet. Die quarternäre Struktur hat noch weitere Vorteile: Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind deutlich geringer, und die Wirksubstanz wird nicht in der Leber verstoffwechselt. Dies bedeutet, dass nur die definierte Substanz im Blut zirkuliert und keine Spaltprodukte mit unterschiedlichen Wirkungen.

Sphinktertraining

Sphinktertraining. Form der physikalischen Therapie, bei der eine Mess-Sonde wird in Scheide oder Enddarm eingeführt wird. Dadurch kann die Stärke der Anspannung des Beckenbodens gemessen und an einem Gerät angezeigt werden. Die Übungen stärken den Blasenschließmuskel und geben zudem eine Rückmeldung über den Erfolg der Übung (Feedback). Die Funktion von Beckenboden und Schließmuskel wird auf diese Weise bewusst gemacht.

Stressinkontinenz

Stressinkontinenz s. Belastungsinkontinenz

Sympathikus

Sympathikus und Parasympathikus sind die beiden Gegenspieler des vegetativen Nervensystems, das auch als autonomes Nervensystem bezeichnet wird – autonom deshalb, weil es vom Willen unabhängig ist. Das vegetative Nervensystem regelt die Vitalfunktionen (Atmung, Verdauung, Stoffwechsel, Sekretion, Wasserhaushalt u. a.). Im Zusammenhang mit Blasenentleerung und Urinspeicherung spielen Sympathikus und Parasympathikus folgende Rollen. Sympathikus: Urinretention (-zurückhaltung) durch Hemmung des Detrusors (Blasenmuskels) und Erregung des Sphinkters (Schließmuskels) Parasympathikus: Urinentleerung durch Anregung des Detrusors und Erschlaffung des Sphinkters. Darüber hinaus sind Blasenentleerung und -speicherung auch dem Willen unterworfen, so dass ein komplexes Zusammenspiel des vegetativen mit dem animalen Nervensystem entsteht. Das animale (=somatische) Nervensystem regelt die willkürlichen Funktionen.

Sympathikomimetika

Sympathikomimetika. Medikamente, die den Effekt des Sympathikus imitieren und somit bewirken, dass die glatte Muskulatur der Harnröhre angeregt wird und die Blase dichter verschlossen wird. Sympathomimetika haben also eine abdichtende Wirkung und werden deshalb bei der Belastungsinkontinenz angewendet.

Symptom

Symptom. Zeichen für eine Funktionsstörung oder Erkrankung.

Ü

Überlaufinkontinenz

Bei Überlaufinkontinenz kommt es zu unwillkürlichem Urinabgang bei voller Blase. Ursache ist eine Verengung des Blasenausgangs, die zu einer Detrusorinsuffizienz führen kann.

Ultraschall

Ultraschall (Sonographie). Verfahren zur Sichtbarmachung von Körperstrukturen (nicht zu verwechseln mit der Röntgen-Untersuchung).

Urethrozystoskopie

Urethrozystoskopie. Spiegelung von Blase und Harnröhre. Durch Urethrozystoskopie können Abflusshindernisse in der Harnröhre festgestellt werden und der äußere Schließmuskel auf Fähigkeit zur willkürlichen Kontraktion überprüft werden. Außerdem können Tumoren, Fisteln, Entzündungen und Refluxveränderungen nachgewiesen werden.

Uroflowmetrie

Uroflowmetrie. Erfassung des Harnausflusses während der Miktion (Blasenentleerung) und grafische Darstellung. Die Uroflowmetrie gibt Aufschluss über Abflussbehinderungen wie z.B. eine Prostatavergrößerung.

Z

Zystomanometrie

Zystomanometrie. Untersuchung der Reservoirfunktion der Blase. Bestimmt werden Blasenkapazität, Elastizität / Dehnbarkeit der Blasenwand sowie Sensibilität und Kontraktionskraft des Blasenmuskels. Dazu wird die Blase kontinuierlich mit einer Kochsalzlösung gefüllt und dabei das Blasenvolumen sowie der Druck in der Blase und im Bauchraum gemessen. Die Differenz aus beiden ergibt den Druck, den der Blasenmuskel selbst ausübt. Aus diesen Messwerten lässt sich schließen auf: Restharn (Urinvolumen in der Blase nach der Entleerung), Fassungsvolumen der Blase, Dehnbarkeit des Detrusors, den ersten Harndrang und die Stabilität des Blasenmuskels (überempfindlich oder überaktiv).

Zystoskopie

Zystoskopie. Blasenspiegelung mit einem Zystoskop (dünnes, röhrenförmiges Instrument, das mit einer Lichtquelle und einem optischen System versehen ist). Es wird unter Verwendung eines Gleitgels mit örtlich betäubender Wirkung durch die Harnröhre in die Harnblase eingeführt.