Ich bin im Alter von etwas über 60 Jahren wegen eines Adenokarzinoms der Prostata operiert worden. Es wurde eine radikale Prostatektomie durchgeführt. Es dauerte 8 Wochen, bis die Verbindung Harnröhre zur Blase (Anastomose) „dicht“ war.

Ca. 3 Monate später war die Harnröhre zu (Harnsperre) und die Engstelle wurde durch Harnröhrenschlitzung aufgeweitet. Ein halbes Jahr später wurde der Blasenhals mit 64 Gy bestrahlt, (ansteigende PSA-Werte, Tumor in der  histopathologischen Untersuchung des entfernten Organs  fraglich randständig).

Nach einem weiteren halben Jahr musste  eine  erneute Harnröhrenschlitzung durchgeführt werden. Mir wurde gesagt, dass die Erfolgschancen mit jeder dieser OPs sinken, man aber so lange schlitzen kann, bis keine Harnröhre mehr vorhanden ist. Das sind nicht so rosige Aussichten.

Jetzt ist nach weiteren 9 Monaten die Harnröhre wieder dicht, und es wurde ein Katheter gelegt. Empfohlene Therapie: Erneute Schlitzung der Harnröhre an der Anastomose (Narbenwucherung?). Gibt es denn keine andere Therapiemöglichkeit als die Schlitzung in immer kürzer werdenden Abständen?

Ich meine, in Ihrem Blog einen Beitrag gelesen zu haben, wo Sie  eine „sanfte“  wiederholte Bougierung der Engstelle als Therapiemöglichkeit ansprechen.

Wie würden Sie vorschlagen, diagnostisch und therapeutisch weiter vorzugehen?

Für mich ist es schwer nachvollziehbar, dass die fortwährende Wiederholung der gleichen operativen Behandlung (mit sinkenden Erfolgsaussichten) zielführend sein soll.

Antwort von Prof. Wiedemann:

Lieber Herr M.,

Ihre Situation ist in der Urologie gleichermaßen bekannt wie übel. Eine Operation + Bestrahlung führt zu einer ausgeprägten Vernarbung, ein Schlitzen wieder, die Narbe schrumpft und alles ist beim Alten. Heroische Versuche mit „Lappenplastiken“ sind in einem bestrahlten Gebiet hochriskant, und ich rate davon ab.

In ausgewählten Fällen wenden wir hier folgendes Konzept an: 1. nochmalige Schlitzung, wenn es weit ist, 2. Anleiten des Patienten zur Selbstbougierung – er führt spezielle Katheter selbst ein (das kann man lernen wie Zähneputzen) und hält damit den Weg offen.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH