Hallo, seit vielen Jahren leide ich unter ständig wiederkehrenden Blasenentzündungen. Viele Untersuchungen ergaben eine Restharnbildung ohne erkennbare Ursache. Eine Senkung der Gebärmutter wurde ausgeschlossen. Ich muss immer wieder Antibiotika nehmen und stärke meine Blase mit Cranberrykapseln, Urovavom, usw Auch Bärentraubenblätter u Kapuzinerkresse hilft nicht wirklich. Ich habe außerdem eine überaktive Blase mit nächtl. Harndrang-bei gleichzeitigen Entzündungen bis zu 7x nachts. Eine Harnröhrenerweiterung wurde vor 8 Jahren gemacht. Anschließend bekam ich Anticholinergika wie Detrusitol u Spasmolyt. Diese vertrug ich nicht gut, und sie sind ja bei Restharn kontraindiziert. Was kann ich noch tun, um wieder mehr Lebensqualität zu erhalten?

Antwort von PD Dr. Wiedemann:

Sehr geehrte Pippilotta 21,

in der Tat haben sie richtig erkannt, dass eine effektive Therapie der Infekte nicht ohne Beseitigung des Restharns stattfinden kann und wird. Hier muss unbedingt wenn möglich die Ursache gefunden werden – ich würde die Durchführung einer Urodynamik mit pq-plot, eine Blasenspiegelung, eine erneute Harnröhrenkalibrierung und eine neurologische Untersuchung empfehlen.

Sollte keine Ursache gefunden werden können, muss dennoch am Restharn angesetzt werden. Hier kann die Blasenentleerung z. B. mit blasenantreibenden Medikamenten aus der Gruppe der Cholinergika (genau das Gegenteil von Detrusitol) oder mit Blasenauslass-erweiternden Medikamenten (z. B. Tamsulosin, eigentlich ein „Prostatamedikament“) verbessert werden. In manchen Fällen kann es auch erforderlich sein, einen Selbstkatheterismus auszuführen.

Ihre Fragestellung ist komplex, ich empfehle die Vorstellung bei einem funktionsurologisch versierten Urologen/Kontinenzzentrum.

Gruß

Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH