Hallo!

In 2016 hatte ich 11 Blasenentzündungen (immer nach Oralverkehr), in 2017 und 2018 noch je 4-6 (immer nach „normalem“ Geschlechtsverkehr ohne Oralverkehr, da ich diesen in direktem Zusammenhang mit den Infektionen sehe). Alle diese Entzündungen wurden mit Antibiotika behandelt.

Seit 2019 hatte ich nur noch 3 Vorfälle, die ich mithilfe von Femannose und anderen pflanzlichen Arzneien erfolgreich behandeln konnte.

Mitte 2016 spürte ich das erste Mal verstärkten Harndrang, der nach jeder BE schlimmer wurde.

Eine Blasenspiegelung ergab keinen Befund. Die Urodynamik zeigte einen kräftigen Beckenboden und eine permanente Anspannung beim Harndrang. Wenn sich ein solcher einstellt, geschieht dies sehr plötzlich und so stark, dass ich ihm nicht standhalten kann. Es kommt regelmäßig zu ungewollten Urinverlusten, wenn sich die Blasenmuskulatur sehr stark anspannt.

Meine Urogynäkologin verschreibt mir nun Anticholinergika. Nachdem ich Spasmex und Solifenacin eingenommen hatte und dies die Symptome nur unbefriedigend gebessert haben, nehme ich nun seit 5 Abenden Mictonorm uno 30 mg. Seit dem Wechsel sind die Symptome schlimmer denn je und ich verlasse meine Wohnung nicht mehr.

  • Werden sich die Symptome voraussichtlich bessern, wenn ich das neue Medikament länger einnehme?
  • Was passiert, wenn ich es nach einiger Zeit komplett absetze?
  • Können sich die Nerven durch dieses oder ein anderes Medikament NACHHALTIG beruhigen?
  • Sehen Sie eine Chance auf echte Heilung? Oder können nur die Symptome behandelt werden?
  • Kann man den Blasenmuskel bei sich ankündigendem Harndrang bewusst entspannen und den Drang so abschwächen?
  • Was kann ich noch tun, um Besserung zu erfahren und wieder ein normales Leben zu führen?

Ich möchte dazu sagen, dass ich 35 Jahre alt bin und 62 kg bei 175 cm Körpergröße wiege. Ich gehe täglich 4-5 km an der frischen Luft, achte auf meine Ernährung, rauche nicht, trinke keinen Kaffee mehr und nur noch sehr selten wenig Alkohol.

Antwort von Prof. Wiedemann:

Liebe Carola, das sind viele Fragen auf einmal.

Wenn eine Reizblase durch Infektionen getriggert wird, müssen erst die Infektionen ausheilen. Das macht man mit Antibiotika, überprüft, ob die Keime weg sind und macht dann eine „Prophylaxe“, d. h. man schafft ein Milieu, in dem sich Keime unwohl fühlen. Das kann man als Dauertherapie mit schwachen Antibiotika oder mit einer Einmalgabe nach dem Verkehr machen – unabhängig von der Technik kommen bei jeder Frau bei jedem Verkehr Keime in die Blase.

Dann gibt man zusätzlich in einem ersten Schritt Anticholinergika, die nach 1 – 2 Wochen anfangen zu wirken. Wirkt eines nicht, hilft es meist wenig, auf ein anderes umzuswitchen – Ausweichmöglichkeiten sind das sog. Mirabegron, das einen anderen Wirkmechanismus hat oder Botox an der Blase. Das muss allerdings alle 9 Monate in einer Narkosezystoskopie in die Blase injiziert werden.

Weitere Verbesserungsmöglichkeiten sind aus meiner Sicht

  • zu schauen (wenn Sie die Wechseljahre schon passiert hätten), ob genug Östrogene vor Ort sind (trockene Schleimhäute sind Abwehr-geschwächt) und
  • ein Abstrich, ob nicht Chlamydien oder Mykoplasmen die Beschwerden unterhalten (diese kann man im Urin nicht feststellen).

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH