Rückfrage von Fragender6 (15.2.2020):

Sehr geehrter Herr Professor Wiedemann,

ich würde mich gerne bei einem Experten für Prostatitis untersuchen lassen. In der Uni Gießen habe ich erst im November einen Termin. Können Sie mir eine andere Möglichkeit nennen (Krankenhaus, niedergelassener Experte)? Ich wäre Ihnen sehr dankbar.

Antwort von Prof. Wiedemann:

Lieber Fragender6,

Prostatitis ist das tägliche Brot eines jeden Facharztes für Urologie. Einen „Spezialisten“ gibt es daher eher nicht. Wissenschaftlich hat sich die Uni Gießen mit dem Thema beschäftigt.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Rückfrage von Fragender6 (19.1.2020):

Sehr geehrter Herr Professor Wiedemann,

danke für die Beantwortung meiner Rückfragen. Leider habe ich noch weitere Fragen, ich hoffe, ich darf diese stellen.

Mit negativ meine ich, dass in den Kulturen kein Keimwachstum festgestellt wurde. Eine Chlamydien- bzw. Mykoplasmeninfektion halte ich nicht für wahrscheinlich, da ich seit nahezu 20 Jahren keine sexuelle Interaktion hatte.

Wenn ich Sie richtig verstanden habe, gibt es keine weiteren Möglichkeiten zur Diagnostik außer den Urin- Ejakulat- Proben und den PCR- Abstrichen ?

Wie soll ich weiter vorgehen ? Machen weitere Untersuchungen bei niedergelassenen Urologen noch Sinn oder sollte ich mich an eine Klinik wenden ?

Vielen Dank !

Antwort von Prof. Wiedemann:

Lieber Fragender6,

leider muss ich widersprechen. Eine Prostatitis kann auch über einen „normalen“ Harnwegsinfekt jenseits der sexuellen Kontakte entstehen. Also neben Mykoplasmen, Chlamydien im Ejakulat und Urin auch „normale“ Keime im Ejakulat und Urin untersuchen lassen. Zur Diagnose einer Prostatitis gehört auch der PSA- und der CRP-Wert. Wenn man nirgendwo etwas findet, kann es sich um eine sog. „abakterielle Prostatitis“ handeln – dann wird mit pflanzlichen und chemischen Mitteln + „schwaches“ Antibiotikum über 3 Wochen behandelt. Sprechen Sie Ihren Urologen an.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Rückfrage von Fragender6 (17.1.2020):

Sehr geehrter Herr Professor Wiedemann,

danke für Ihre rasche Antwort. Ich hätte noch einige Nachfragen und wäre für eine Antwort dankbar.

  1. Ich hatte ja bisher diverse einfache Urinproben, 3 2-Gläser Proben und 3 Ejakulatuntersuchungen. Darüber hinaus 2 Abstriche.  Alles ohne Keimnachweis. Ist es denkbar, dass Keime vorhanden sind, die bisher noch nicht nachgewiesen worden sind ? Gibt es unterschiedlich genaue Testverfahren ?
  2. Gibt es außer Urin-, Ejakulatsproben und Abstrichen weitere Diagnosemöglichkeiten bzgl. etwaiger Infektionen ? MRT, Biopsie oder anderes ?
  3. Können Sie mir einen niedergelassenen Urologen oder Infektologen empfehlen, der auf solche Infektionsfragen spezialisiert ist ? Oder machen solche Untersuchungen nur in einem Klinikum Sinn ?

Vielen Dank !

Antwort von Prof. Wiedemann:

Lieber Fragender,

  • Zu 1.: Weitere Untersuchungen machen keinen Sinn. Ev. kann man in einem Spermiogramm (eigentlich für die Frage der Fruchtbarkeit) weiße Blutkörperchen sehen, die dann ein indirekter Hinweis auf eine Infektion sein können. Wichtig, dass auf allgemeine Erreger, Chlamydien und Mykoplasmen per PCR gesucht wird. „Alle negativ“ reicht nicht – wofür negativ?
  • Zu 2.: s.o.
  • Zu 3.: Ich kenne als „Sexual-Urologen“ nur Axel Potempa in München.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Ursprüngliche Frage von Fragender6:

Sehr geehrter Herr Professor,

ich habe seit circa einem Jahr Probleme im gesundheitlichen Bereich. Abgeschwächter und geteilter Harnstrahl, dünnflüssiges Ejakulat, ein Ziehen nach der Ejakulation, plötzliches Schwitzen bei Bewegung, Schwächegefühl und veränderten Stuhlgang. Die ganzen Symptome haben angefangen, nachdem ich einen Verwandten häufig im Krankenhaus besucht hatte. Sie sind abrupt aufgetreten, ich hatte vorher keine Probleme. Bei diesem Verwandten wurde ein VRE Keim festgestellt.

Ich war bei 3 Urologen. Es wurde eine erweiterte Prostata und eine Blasenentleerungsstörung gefunden. Darüber hinaus Restharn und ein schlechter Uroflow. Urin und Ejakulat wurden mehrmals untersucht, es wurden keine Keime oder Entzündungsparameter gefunden. Auch Stuhlproben blieben ohne Ergebnis. Ich befürchte, dass ich Keime an den Händen hatte und diese durch Schmierinfektion in den Harntrakt und möglicherweise in den Darmbereich gelangt sind (Ich habe in dem Zeitraum täglich onaniert und auch etwas mit der Hand gegessen).

Meine Frage ist nun, ob es denkbar ist, dass sich im Harnröhren- / Prostatabereich Keime festgesetzt haben, die sich dem Nachweis entziehen? Welche Diagnosemöglichkeiten gibt es noch außer Ejakulat- und Urinproben? Tastuntersuchung wurde gemacht, Ultraschall auch. Ergebnis: Vergrößerung der Prostata, Verkalkungen, aber kein extremer Druckschmerz. Blasenspiegelung wurde auch gemacht. Ergebnis: Obstruktive Prostataseitenlappen, ansonsten keine Auffälligkeiten. Was kann man jetzt noch machen ? Vielen Dank !

Antwort von Prof. Wiedemann:

Lieber Fragender,

Ihre Beschwerden klingen nach einer Prostatitis mit chronischem Verlauf. Eine „Schmierinfektion“ über Hände ist beim Mann selten (es sind eher die eigenen Keime aus dem anogenitalen Grenzgebiet). Es sollte mehrfach Urin und Ejakulat auf Erreger inkl. Mykoplasmen und Chlamydien untersucht werden, für die letzteren Keime auch ein Harnröhrenabstrich mit einer sog. PCR (sensitive Methode).

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH