Sehr geehrter Herr Prof. Wiedemann. Bei mir wurde ein Prostataabszess im Krankenhaus operativ eröffnet, ich bekomme Antibiotika. Wie kann es zu so einem Prostataabszess kommen?

Viele Grüße

Antwort von Prof. Wiedemann

Bei einer akuten oder chronischen Prostataentzündung kann es je nach Aggressivität des bakteriellen Erregers zu einer „Gewebseinschmelzung“ kommen. Gewebe wird durch den Erreger verflüssigt, es bildet sich eine „Eiterblase“ in der Prostata. Problem hierbei ist, dass sich um diese Eiterhöhle herum eine Membran bildet, die durch Antibiotika nicht oder nur schlecht durchdrungen werden kann. Die Entzündung der Prostata wird auf diesem Weg nicht besser – im Gegenteil, es kann sich eine Blutvergiftung (lat. Sepsis) entwickeln. Durch bakterielle Giftstoffe kommt es zu einer Kreislauffehlregulation und im fortgeschrittenen Stadium zu einem Kreislaufschock mit Minderdurchblutung wichtiger Organe bis hin zum Organversagen. Daher ist bei einem akuten Prostataabszess eine operative Therapie lebensrettend: Mit einer Elektroschlinge wird der Abszess von der Harnröhre aus eröffnet. Das „Deckel-ab“-Manöver oder engl. „unroofing“ lässt den unter Druck stehenden Eiter abfließen (Abb. 1), später dann kommt die Abszesshöhle zur Darstellung (Abb.2). Hat sich der Patient erholt, wird dann in einem Zweiteingriff das entzündete und „morsche“ Prostatagewebe abgetragen.