Rückfrage vom 24.10.2018:

Erneut vielen Dank für Ihre Antwort Herr Prof. Dr. Wiedemann!

Ich habe meine Situation noch einmal mit meinem Hausarzt besprochen und er hat mich bestärkt in Ihren Empfehlungen nachzugehen und das Doxycyclin 2 x 100 auf nun 30 Tage verlängert. Aktuell bin ich bei Tag 22. Auch Tamsulosin wurde mir verschrieben (Diese nehme ich heute zum ersten mal).

Allerdings bleiben für mich noch einige Fragen offen, ich hoffe Sie können mir diese auch noch beantworten.

  1. Wie lang kann es Ihrer Erfahrung nach in etwa dauern, bis die Symptome abklingen bzw. ganz weg sind?
  2. Mich wundert, warum ich nachts symptomfrei bin. Auch wenn ich zwischendurch kurz wach bin, spüre ich vom Harndrang nichts. Erst wenn ich mehrere Minuten wach bin kehrt das Gefühl zurück. Woran liegt das?

Vielen Dank für Ihre Zeit!

Mit freundlichen Grüßen

Naturfreund

Antwort von Prof. Wiedemann:

Lieber Naturfreund,

  • Ad 1: lange, ich würde ein Phythotherapeutikum auf Dauer nehmen,
  • Ad 2: nicht alle Beschwerden müssen bei allen Patienten in gleichem Ausmaß auftreten.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Rückfrage vom 18.10.2018:

Erneut einen guten Tag Herr Prof. Dr. Wiedemann, inzwischen war ich nochmals bei einem Urologen der einen Harnröhrenabstrich speziell auf Chlamydien hin gemacht hat. Dieser war negativ. Leider konnte ich ihn nicht von Ihrem Hinweis überzeugen im Ejakulat und Morgenurin zu schauen. Ebenfalls wurde der PSA Wert überprüft, dieser war ebenfalls in Ordnung.

Als erster Arzt hat er rektal ein Ultraschall gemacht und gesehen, dass meine Prostata normalgroß ist. Er hat ebenfalls eine Verkalkung beobachten können.

Jedenfalls war er nicht von einem entzündlichen Prozess überzeugt, wenndoch er dies nicht ausschließen wollte. Diagnose gabs erstmal keine. Abwarten, evtl. Stress/Psyche als Auslöser (Obwohl ich ihm erklärt hatte, das alles in bester Ordnung war zum Zeitpunkt des plötzlichen Beschwerdebeginns).

Dennoch konnte ich ihn vom Verschreiben eines Antibiotikums überzeugen. 20 Tage Doxyciclin. Im Augenblick bin ich bei Tag 16. In den ersten Tagen, aber auch schon 2 Tage vor der Einnahme war die Intensität des immer leicht vorherrschenden Harndranggefühls in der Intensität weniger, nun wieder leicht mehr (Wellenartig).

Nun meine Fragen:

  1. Halten Sie weiterhin an der Hypothese der Prostatitis mit schwer nachweisbaren Keimen fest? Ist die Verkalkung dabei ein weiterer Hinweis?
  2. Falls ja, bin ich mit diesem Therapieansatz auf dem richtigen Weg?
  3. Falls sie auch dies bejahen, ab wann kann man mit Besserung rechnen?
  4. Sie sprachen zusätzlich von Alpha-Rezeptorblockern. Meinen Sie dabei Tamsulosin? Das würde mir der Urologe auch verschrieben, wenn ich das möchte?
  5. Welche Phytopharmaka empfehlen sie zusätzlich zur Genesung?

Noch einmal vielen Dank für Ihre Zeit und den Service!

Liebe Grüße, Naturfreund

Antwort von Prof. Wiedemann:

Lieber Naturfreund,

ich hätte es genauso gemacht, allerdings mit Tamsulosin + Phyto (am ehesten Sabalfrucht-Extrakt). Doxy 2 x 100 mg Schema gilt für Verdacht auf Prostatitis ohne Erregernachweis. Ejakulat ist am sensitivsten. Schade, dass Sie ihn „nicht überzeugen konnten“…

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Rückfrage vom 28.9.2018:

Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort Herr Prof. Dr. Wiedemann, ich hätte noch ein paar Fragen zu Ihrer Antwort.

  1. Meine Prostata ist laut meinem Urologen nur leicht vergrößert und beim Tasten nicht schmerzhaft. Kann dies trotzdem eine Prostatitis sein?
  2. Ich habe gelesen, dass in den wenigsten Fällen Erreger bei einer Prostatitis nachgewiesen werden. Ist dies korrekt? Wenn ich nun meinen Urologen die Proben nehmen lasse und keine Keime gefunden werden, wird er sich doch wahrscheinlich in der Diagnose mit der ÜAB bestätigt sehen.
  3. Wie behandeln Sie eine Prostatitis ohne Erregernachweis? Mein Urologe Ist meines Erachtens nicht der Typ der schnell Antibiotika verschreibt, sollte ich in diesem Fall evtl. einen anderen Arzt aufsuchen?
  4. Ein paar Wochen vor dem Eintreten meiner Beschwerden, hatte meine Freundin einen Vaginalpilz, den sie behandeln ließ. Ich hatte vorsorglich auch eine Salbe auf meinen Penis aufgetragen. Kann dies auch mit meinen jetzigen Beschwerden bzw. einer Prosatitis zusammenhängen?

Erneut vielen Dank für Ihre Zeit!

Antwort von Prof. Wiedemann:

Lieber Naturfreund,

  • Ad 1: ja, man findet den Erreger häufig nicht, obwohl er da ist,
  • Ad 2: gegen die ÜAB spricht der plötzliche Beginn,
  • Ad 3: 4 Wochen Antibiotikum, Alpha-Blocker, Phytopharmakon,
  • Ad 4: Zusammenhang unwahrscheinlich.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Ursprüngliche Frage:

Guten Tag,

Seit etwa 6 Wochen leide ich (29, männlich) an einem durchgängigen Harndranggefühl, habe allerdings keine Schmerzen beim Wasserlassen und bin kontitent. Direkt nach dem Wasserlassen habe ich kein Erleichterungsgefühl, die Drangsymptomatik bleibt, wird sogar durch erneutes Trinken wieder etwas angenehmer auszuhalten. Nach dem Stuhlgang ist auch oft ein stärkerer Drang zu verspüren. Ich merke allerdings wenn die Blase wirklich voll ist und pinkle in etwa immer 300ml. Gehe ich noch vor diesem sehr starken Drang zur Toilette kommt in den seltensten Fällen etwas. Trinkmenge in etwa 2 bis 3 Liter.

Beim Auftreten der Beschwerden habe ich mich wegen der Hitzewelle zum Schreiben einer Hausarbeit in den Keller gesetzt, wo eine aushaltende, abends leicht kühle Temperatur herrschte. Eines Abends dann bin ich vor dem Schlafen pinkeln gegangen. Der Harndrang blieb. Allerdings keinerlei Schmerzn beim Wasserlassen.

Nach dem Wochenende und anhaltenden Beschwerden den Hausarzt aufgesucht. Urin ok. Ultraschall ok. Prostata ohne Schmerzen abgetastet. Es wurde für drei Tage ein Breitbandantibiotikum verschrieben. Ohne Wirkung.

Wenige Tage später den Urologen aufgesucht, der einen Abstrich der Harnröhre und eine Kultur im Labor anlegen lies, ohne Befund. Erneutes Ultraschall ohne Befund. Auf die Nachfrage nach einer Reizblase fand er die Symptomatik dafür eher ungewöhnlich. Blasenspiegelung angeordnet. Allerdings bei seiner Vertretung.

Blasenspiegelung Bei der Vertretung durchgeführt, alles In Ordnung. Er gab mir sofort die Diagnose ÜAB auch auf Nachfrage ob die Symptomatik dafür nicht etwas ungewöhnlich ist. 3 Monatspackung Mictonorm 45mg verschrieben bekommen. Bis die Beschwerden abklingen könnte es schon 3 bis 6 Monate dauern sagte er mir.

Wenige Tage später erneut den Hausarzt aufgesucht, diesmal ebenfalls in Vertretung, um etwas zur geistigen Beruhigung aufgrund der Diagnose verschrieben zu bekommen. Dieser Arzt wollte gern nochmal selber ein Ultraschall machen und hat auch in der linken Niere kleine Steinchen oder Gries gefunden. Verordnete mir Buscopan für 10 Tage mit dem Hinweis viel zu trinken. Mictonorm dabei aussetzen.

Nach 14 Tagen im Urlaub und keiner Besserung (abgesehen davon, dass ich mental besser klar komme) einen anderen Urologen aufgesucht. Dieser sah im Ultraschall auch etwas, aber hielt dies erstmal nicht für die Ursache. Blut abgenommen. Trotzdem Röntgen mit Kontrasmittel angeordnet.

Wenige Tage später geröntgt worden. Kontrastmittel hat sich sehr gut verteilt. Grieß zwar vorhanden, aber störte wohl nicht. Erneut die Diagnose Reizblase. Ursachen können die verschiedensten sein, darüber wollte er nicht mutmaßen. Könnte psychisch, aufgrund von Kälte aber auch wegen meiner Schilddrüsenunterfunktion (Blutwerte aber ok) sein.

Auf die Frage ob es denn auch Patinten wie mich gibt, die eine Reizblase haben, aber einen ständigen Harndrang verspüren, auch noch direkt nach dem pinkeln sagte er Ja das sei durchaus normal.

Auch auf die Nachfrage ob eine Prostatitis ausgeschlossen werden kann, tastete er die Prostata ab, wieder ohne Schmerzen und er sagt die Beschwerden kommen eher von der Blase, zu 100% Prozent kann er es natürlich nicht ausschließen. Verschrieben bekam ich Rowatinex weil er meine Symptome als noch eher weniger schlimm ansah. Erst wenn mein Leidensdruck höher wird würde er stärkere Medikamente anordnen. Mictonorm sollte ich nur nehmen wenn es schlechter wird. Damit könnte ich auch durchaus Herumprobieren wie und wann es mir hilft (bei den ersten 10-14 Tagen regelmäßiger Einnahme nach der Verordnung durch den Urologen in Vertretung spürte ich allerdings keine Besserung).

Nun meine Fragen:

  1. Halten Sie mein Krankheitsbild auch für eine ÜAB trotz nicht nachlassendem Harndrang nach dem Urinieren aber gewöhnlicher Urinmengen von etwa 300ml und eher erträglicherem Drang nach erneuter Füllung durch trinken?
  2. Wenn es eine Reizblase ist, ist dies heilbar und kann ich irgendwann wieder ohne durchgehenden Harndrang leben? Ab wann ist mit Besserung zu rechnen?

Vielen Dank, dass es diesen Service gibt und vielen Dank für Ihre Zeit!

Antwort von Prof. Wiedemann:

Lieber Naturfreund,

ich glaube, dass Sie doch eine Prostata-Entzündung haben, eher keine ÜAB.

Empfehle Untersuchung des Ejakulats auf Erreger, da ist die Trefferquote höher als im Urin. Zusätzlich Morgenurin auf Mykoplasmen und Chlamydien.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH