Ich bin weiblich und 63 Jahre alt und wohne im Raum Nürnberg. Mein größtes Problem ist meine Blase. Sie macht was sie will. Da ich nicht weiß ob die Vorgeschichte eine Rolle spielt, habe ich diese mit aufgeschrieben.
Januar 2016: Der Zahnarzt hat bei der Anfertigung von Kronen nicht richtig gearbeitet, so dass ich eine Schieflage des Kiefers hatte. Darauf hin bekam ich über Hals bis Lende Probleme in der Wirbelsäule. Kiefer wurde vom Osteopathen wieder gerade gerückt.
März 2016: Nach einem Stich in der rechten Leistengegend beim Aufstehen aus dem Sessel hatte ich ziehende Schmerzen im rechten Bein. Da ich viel Sport (Marathon/Langstreckenlauf) machte hieß es Verdacht auf Muskelfaserriss. Erst beim MRT fand man eine vordere Beckenringfraktur rechts. Dieser war aber schon fast verheilt.
Mai 2016: Plötzlich Tröpfchenweiser Urinabgang. Arzt hat Harnröhre gedehnt. Keine Verbesserung. Auf der Suche nach der Ursache fand man unter anderem Wirbelgleiten und Spinalkanalverengung im Lendenwirbelbereich. Außerdem Borreliose. War bei Neurologen, Urologen, Proktologen, Frauenarzt, Wirbelsäulenzentrum. Keiner fand etwas. Nervenwasseruntersuchung – keine Neuroborreliose.
Juli 2016: Nun sind es keine Tröpfchen mehr sondern schon größere Mengen. und der Zeitabstand wird kürzer.
Oktober 2016: Blase verschlechtert sich. Nun läuft es zeitweise richtig. Auch nachts im Schlaf. Trotzdem kann ich normal zur Toilette wenn das Signal kommt „Blase voll“. Kein Urinabgang bei Husten und Niesen, usw. Es kommen Darmprobleme dazu. Stuhl ist zwar geformt aber ziemlich klebrig. Stuhldrang kommt von jetzt auf sofort. Sonst kein halten.
Dezember 2016: Schlafstörungen. Nochmalige Verschlechterung der Blase. Tabletten wie Spasmex, Vesikur und Oxybutinin helfen nicht. Ständig Blasenentzündungen.
Februar 2017: Blase wieder etwas besser, die ungewollt abgehenden Mengen werden etwas geringer. Versuch mit 2 verschiedenen Pessaren. Ohne Erfolg.
August 2017: Blase macht was sie will. Komme direkt von Toilette und es läuft trotzdem. Schlafe pro Tag nur noch ca. 4 Stunden in kurzen Etappen ab ca. 3/4 Std. Habe Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Herzrasen.
November 2017: Blase gänzlich außer Kontrolle, Es wird ein heißer Knoten in der Schilddrüse gefunden. Radiojodtherapie ist für Januar 2018 geplant. Laut den behandelten Ärzten ist aber die Blase damit nicht erklärbar. Zur Zeit bekomme ich Betmiga 50mg.. Nehme diese nun eine Woche, habe aber das Gefühl es hat sich verschlechtert. Es läuft ständig. Die Abstände zwischen den Toilettengängen werden immer länger da ja das meiste so wegläuft. Bin ständig von vorne bis hinten wund. Habe diverse Cremes durchprobiert sowie diverse Einlagen. Bisher hat jeder Urologe Botox als nicht hilfreich verneint.

Können sie mir einen Rat geben?

Mit freundlichen Grüßen
Freizeit

Antwort von PD Dr. Wiedemann:

Liebe Freizeit,

Ihr Problem ist komplex und wahrscheinlich neurologischer Natur (ob nun Borreliose oder Spinalkanalstenose ist egal). Sie bräuchten eine neuro-urologische Untersuchung mit einer Urodynamik, Spiegelung, vag. Ultraschall etc…

Wenn Botox richtig indiziert ist, ist es ein phantastisches Medikament, hochwirksam und sicher. Aber genau der Punkt muss untersucht werden – überhaupt, welche Inkontinenzform vorliegt.

Mit freundlichen Grüßen
Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH