Sehr geehrter Prof. Wiedemann,
Vor 3,5 Wochen hat die 1. Emda-therapie stattgefunden (Naropin, Oxybutinin, Epinephrin). Außerdem nehme ich seit Oktober wieder Oekolp Östeogenzäpfchen 1x wöchentlich. Nach einem 3/4 Jahr war ich einige Wochen fast komplett beschwerdefrei. Ziemlich genau 3 Wochen nach der Emda verschlechterte sich der Harndrang wieder und auch die Schmerzen waren wieder da. Meine Ärztin verabreichte mir vor wenigen Tagen Heparin über Katheter. Sie will in 2 Wochen besprechen ob die Heparingabe geholfen hat und dann evtl weiter damit arbeiten. Evtl. soll es in ca 2,5 Monaten eine 2. Emda geben. Ich dachte eigentlich dass es endlich bergauf geht und bin im Moment extrem schockiert über die Verschlechterung. So langsam habe ich keine Kraft mehr – vor allem weil nach über 1 Jahr immer noch keine klare Diagnose steht. Eine IC schließen die Ärzte ja aus (siehe unten), ich jedoch halte sie für möglich, da ich so viele Symptome und Begleiterscheinungen habe die dafür sprechen. Ich werde jetzt abwarten ob die Heparingabe eine positive Wirkung zeigt, frage mich jedoch ob es nicht sinnvoll wäre mich bei Ihnen vorzustellen. Wie würde ich da am besten vorgehen?
Vielen Dank im Voraus und viele Grüße

 

Antwort von Prof. Dr. Wiedemann:

Hallo,

eine Biopsie wird lt. Leitlinie nicht gefordert. Das Ergebnis ist als NICHT entscheidend. Auch ist die Frage, ob die histologische Untersuchung als sog. Immunhistologie angelegt wurde. Wenn nicht, ist der Versuch untauglich. Und es ist die Frage, ob die Dehnung lege artis in Narkose auf 60-80cm Wassersäule über 3-5 Minuten erfolgte und dann die Biospie mit einer Elektoschlinge (Zange ist untauglich). Auch solte sich der Pathologe auskennen. Hier gibt es wiederum Regeln nach seinen Fachgesellschaften. Es gibt selbstverständlich auch eine „IC“, besser Beckenschmerzsyndrom, ohne Glomerulationen oder Hunner-Ulcus. Hier die Einteilung der IC nach der europ. Urologengesellschaft: Vorausgesetzt, Dehnung und Biopsie waren ok, hätten Sie eine IC/Beckenschmerzsyndrom 1A, wenn wirklich völlig negativ, 1 B, wenn indifferent. Was ist mit gyn. Unters. inkl. MRT Becken? Was ist mit Darmspiegelung? Alles dies gälte es zu berücksichtigen.
LG

Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann

 

Ergänzende Frage:

Vielen Dank für Ihre Antwort.
Die Ergebnisse der Biopsie sind mittlerweile da und die Pathologen sagen, dass es keine Anzeichen für IC gibt. Gibt es Fälle in denen sowohl die Dehnung als auch die Histologie negativ sind und es trotzdem IC ist? Einer der Ärzte (nicht mein behandelnder Arzt) sagt, dass es „keine IC ist wenn die Pathologen das sagen“!?
Ist es denn wirklich ausgeschlossen? In der Blase waren entzündete Stellen sichtbar sowie eine Leukoplakie. Kann diese Leukoplakie solche Symptome hervorrufen und entwickelt sich eine Leukoplakie automatisch zu Krebs wenn sie unbehandelt bleibt? Ich habe nächste Woche einen Termin bei der Ärztin die mich operiert hat um hoffentlich einen Behandlungsplan zu besprechen, da ich leider keinen Urologen habe. Ich glaube sie plant eine EMDA Therapie.

 

Antwort von Prof. Dr. Wiedemann:

Das ist ja gerade der Punkt. Entscheidend ist eine Dehnung der Blase in Narkose mit Entnahme einer sog. Resektionsbiopsie (d. H. Entnahme aus tiefen Wandschichten). Geht nur im Krankenhaus, nur in Narkose. Wenn es sich um eine einfache Zystoskopie mit „Dehnung“ ohne Narkose handelt, ist das bzgl. IC wertlos und enthält Ihnen die richtigen Medikamenten vor.

LG

Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann