Untersuchungen bei Harninkontinenz, die der Hausarzt durchführen kann

Anamnese

Bei der Erhebung der Anamnese geht es um mehrere Bereiche, die Hinweise auf die Form der Blasenschwäche geben können:

  • Bei der Miktionsanamnese geht es um die Häufigkeit der Toilettengänge, die abgegebenen Urinmengen, um nächtliches Wasserlassen und um die Frage, ob und wann Sie Urin verlieren.
  • Viele Begleiterkrankungen können eine Harninkontinenz auslösen oder begünstigen. Eine besondere Rolle spielen Diabetes mellitus, multiple Sklerose und Morbus Parkinson.
  • Ganz wichtig sind auch Ihre Trink- und Essgewohnheiten. Sowohl zu geringe als auch zu hohe Trinkmengen sind problematisch, harntreibende Getränke sind in jedem Fall zu meiden. Auch Übergewicht und Verstopfung können erheblich zur Blasenschwäche beitragen.
  • Viele Medikamente wie beispielsweise Antidepressiva, Calciumantagonisten, Diuretika, Cholinergika, Antidementiva, Betablocker und Herglykoside können eine Blasenschwäche auslösen oder verstärken.

Miktionsprotokoll

Das Trink- und Toilettenprotokoll (hier herunterladen) ‒ auch Miktionsprotokoll genannt ‒ zeigt, ob Sie eine vernünftige Menge Flüssigkeit trinken, wie regelmäßig Blasenbeschwerden auftreten und wann sie sich besonders häufen. Es ist eines der wichtigsten Instrumente zur Diagnose der Überaktiven Blase und hilft dem Arzt, die für Sie beste individuelle Therapie festzulegen und zu überprüfen.

Das Protokoll sollte an 2–4 beliebigen Tagen vor Therapiebeginn und an weiteren 2–4 Tagen ca. 2 Wochen nach Therapiebeginn geführt werden.

Wein AJ, Chapple CR, Overactive Bladder in Clinical Practice, Springer-Verlag 2012, S. 49-55
Perucchini D, Overactive Bladder – Fragen und Antworten, Uni-Med Verlag 2014, S. 30-31

Körperliche Untersuchung

Bei der allgemeinen körperlichen Untersuchung werden verschiedene Organe und Funktionen überprüft.

  • Gibt es Verengungen der Harnröhre? Sie äußern sich in der Regel durch einen veränderten und abgeschwächten Harnstrahl. Die Diagnose erfolgt meist mit Hilfe einer Harnröhrenspiegelung.
  • Wie kräftig ist der Beckenboden? Dies lässt sich feststellen, indem bestimmt wird, wie stark sich die Scheide zusammenziehen lässt.
  • Über die Überprüfung der Reflexe lassen sich nervliche Einflüsse abklären.
  • Bei Männern wird die Prostata abgetastet und per Ultraschall deren Größe bestimmt.

Urin-Analyse

Für die Urin-Analyse wird Mittelstrahlurin benötigt, um Verunreinigungen zu vermeiden.

  • Nitrit ist ein Zeichen für eine bakterielle Harnwegsinfektion. Zeigt der Schnelltest Nitrit an, wird eine Kultur angelegt und in der Regel die Empfindlichkeit der Erreger gegen Antibiotika bestimmt.
  • Leukozyten zeigen einen Immunprozess an, auch sie sind ein deutlicher Hinweis auf einen Harnwegsinfekt.
  • Blut im Urin ist ein Zeichen für Entzündungen, Steine oder einen Tumor.
  • Ein erhöhter Eiweißgehalt kann ein Hinweis auf eine Nierenerkrankungen sein.

Sonographie

Bei der Sonographie kommt es in erster Linie auf die Bestimmung des Restharns an. Damit ist die Menge des Harns gemeint, der nach einer Entleerung in der Blase verbleibt. Diese sollte möglichst gering sein. Restharn ist ein typisches Zeichen von Blasenentleerungsstörungen (durch Abflusshindernisse oder eine Schwäche des Blasenmuskels).

Außerdem lassen sich mit Hilfe der Sonografie die Lage der Organe prüfen und Veränderungen, z.B. eine Vergrößerung der Prostata, feststellen.