Schönen guten Tag,

Ich bin weiblich, 21 Jahre jung und habe seit Kindesalter einen beidseitigen Reflux.

Seitdem (also schon lebenslang) kommt es manchmal dazu, dass ich nachts ungewollt Urin ablasse.

Seitdem ich sexuell aktiv bin, habe ich sehr oft Blasenentzündungen.

Heute hat meine Urologin eine Blasenspiegelung durchgeführt und nur eine „undichte“ Stelle im rechten Harnleiter gefunden. Sonst hat sie wohl nichts festgestellt und mir Spasmex 15 verschrieben.

Ich würde gerne wissen, was ich noch tun kann oder wer mein Ansprechpartner ist für bessere Diagnostik und endlich die richtige Therapie. Ich fühle mich sehr unbeholfen und will nicht in dem jungen Alter unter Inkontinenz leiden müssen.

Mit freundlichen Grüßen

Anonym

Antwort von Prof. Wiedemann:

Liebe Fragestellerin,

vermutlich ist gemeint, dass der rechte Harnleiter noch refluxiv ist – oder? Wenn ein Reflux noch besteht, ist das ein Risikofaktor für rezidivierende Entzündungen. Diese führen dann zu einer „Reizblase“ mit häufigem und nötigem und auch unfreiwilligem Wasserlassen.

Aus meiner Sicht dämpft Spasmex die Reizblase, dann wird aber die Entzündungskomponente und der Reflux nicht besser.

Ich würde vorschlagen:

  1. Refluxprüfung (sog. MCU)
  2. sog. Urodynamik – Blasendruckmessung, um Harndrang, Blasendruck und -Fassungsvermögen zu messen
  3. Langzeitantibiotikaprophylaxe (entweder jeden Abend oder als „Pille danach“ nach dem Verkehr als dem Mechanismus, bei dem Bakterien in die Blase hereinkommen)
  4. bei vorhandenem Reflux ggf. auch Reflux-Operation (auch wenn sich das für Sie nicht gut anhört).

Ansprechpartner ist sicherlich ein (versierter) Urologe mit auch operativer Erfahrung. Oder gibt es ein Kontinenz- und Beckenbodenzentrum bei Ihnen in der Nähe?

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH