Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Wiedemann,

als Experte für interstitielle Zystitis wende ich mich nun an Sie, nachdem ich bereits 3 Urologen aufgesucht habe.

Kurz zur Chronologie:

Starken, plötzlichen Harndrang und relativ häufige Miktion (8-10 x tgl,, bei allerdings 2-3 l Trinkmenge) habe ich gefühlt schon immer (mind. seit 2008 bewusst).

Für mich fing es an mit einer „gefühlten“ Blasenentzündung zu Beginn des diesjährigen Sommerurlaubs: 2 Urlaubsärzte, Leuko etwas erhöht, nichts besonders Auffälliges, 2 Antibiotika… kurzfristige Besserung, ein ständiges Hin und Her und seitdem insbesondere immer wieder eine Art Stechen/Brennen gefühlt am Harnröhrenausgang/Klitoris, Blasen-/Unterleibs-/ Leistenschmerzen sowie zeitweise verstärkten Harndrang.

3 Urologenbesuche zuhause ergaben keinen bakteriellen Befund (trotzdem 3. Antibiotikum), außer etwas Blut im Urin (bekannt seit mind. 05/21 durch Routinekontrolle), Ultraschall Nieren (Zyste seit Jahren bekannt)/Blase ok. Es wurde auch eine Blasenspiegelung gemacht („normal“, ohne Narkose, mit NaCl-Lösung)

Befund:

„leicht bullös verändertes Trigonum, etwas vermehrte Gefäßzeichnung, Ostien orthotop, gering trabekulierter Detrusor“; „Kein Anhalt für interstitielle Zystitis“…..

Im Urlaub, aus dem ich gerade zurückkomme, war 2 Wochen alles gut (Drang wie immer, keinerlei Schmerzen!) und seit ich daheim bin, habe ich wieder Unterleibsschmerzen.

Die Schmerzen sind übrigens unabhängig von der Miktion, bei Bewegung/Entspannung i.d.R. besser und auch nachts habe ich komplett Ruhe (und schlafe auch i.d.R. durch ohne Miktion).

Nun habe ich furchtbare Angst, dass ich doch IC habe, was ja nun bereits 2 Urologen (war sogar bereits in der IC-Sprechstunde an unserer Uniklinik) mit hoher Wahrscheinlichkeit verneint haben.

Wie denken Sie darüber? Sollte ich weitere Untersuchungen durchführen lassen (wohlwissend, dass bei einer Angsterkrankung, unter der ich leide, dies nicht unbedingt förderlich ist)? Oder sollte ich vielleicht mehr in Richtung Entspannungstechniken, Physio Beckenboden… gehen?

Vielen Dank für eine Antwort und freundliche Grüße, Maxi

Antwort von Prof. Wiedemann:

Hallo Maxi

  1. ein Blog ist keine Sprechstunde – die Frage nach Behandlungsoptionen kann und will ich nicht ohne Untersuchungen beantworten.
  2. es fällt auf, dass die Diagnose einer eventuellen IC aus meiner Sicht nicht oder nur ungenügend gestellt bzw. ausgeschlossen wurde. Obligat ist eine sog. Dehnungszystoskopie in Narkose mit Entnahme von Proben aus dem tiefen Blasengewebe.
  3. bei Schmerzen in der Blasengegend muss auch der „Rest“ des kleinen Beckens untersucht werden – z. B. Ausschluss einer Endometriose (Bauchspiegelung, MRT).

Auf der Basis der bisherigen Diagnostik sind keine sinnvollen Maßnahmen abzuleiten.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH