Hallo, ich bin 49 Jahre alt und war jahrelang Endometriosepatientin. Nach einer Ovariektomie des re. Eierstocks im Jahre 2012 haben ca. 3 – 4 Jahre später bei mir die Wechseljahre eingesetzt, so dass ich seit Anfang 2019 keine Regelblutung mehr habe und ich eigentlich „durch“ bin. Ich habe auch soweit keine üblichen Beschwerden, wie Hitzewallungen etc.

Mein großes Problem ist, dass ich seit ca. 2017 ständig an bakteriell nachgewiesenen Blasenentzündungen leide. Seit Dez. 2020 erhalte ich eine Langzeittherapie mit Nitrofurantoin 50 mg abends vor dem Schlafengehen. Sobald ich allerdings die Tabletten absetze, geht alles von vorne los! Es ist wirklich frustrierend! Inwieweit können hier Estriol-Creme und/oder Gynokadin-Gel helfen, vom Antibiotika loszukommen? Kann man evtl. sogar beides gleichzeitig einnehmen?

P.S.: Alle anderen üblichen Alternativen (D-Mannose, Angocin, Cystinol, Cranberry etc.) habe ich bereits erfolglos ausprobiert :-(

Antwort von Prof. Wiedemann:

Liebe Sabine,

Ihr Thema ist komplex und füllt die Sprechstunde eines jeden Urologen. Folgende Aussagen möchte ich treffen:

  • eine lokale Östrogenisierung macht Sinn, insbesondere, wenn ein Mangel vorliegt (kann man durch Bestimmung des Scheiden-pH-Wertes herausbekommen)
  • man muss eigentlich regelmäßig das Prophylaxe-Antibiotikum wechseln, z. B. Trimethoprim, Nitroxolin…
  • wenn ein Zusammenhang mit Verkehr besteht — eine Tablette nach Verkehr macht Sinn
  • wenn ein Infekt vorliegt – unbedingt Kultur machen lassen, um die Antibiotika zu testen. Eine Prophylaxe mit einem unwirksamen Antibiotikum macht keinen Sinn.
  • zusätzlich zum Östrogen, Antibiotikum kann man noch D-Mannose nehmen (2 x 1 Essl.)
  • wie ist es mit einfachen Dingen – trinken Sie genug? Gehen Sie oft genug zur Toilette?
  • wurden Sie auf Risikofaktoren untersucht? Gespiegelt? Geröntgt? Ultraschall von der Harnröhre aus?

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH