Rückfrage von Gazelle (6.12.2018):

Hallo, ich muss da nochmal nachfragen.

Ich habe jetzt bereits den 4. Urologen und war bereits in 2 Kontinenzzentren. In Erlangen sagte man mir ich passe in kein Schema und draussen war ich. Der erste Urologe hat mir die Harnröhre gedehnt. Seitdem pinkle ich mir ans Bein. der zweite hat nur Untersuchungen am Fliessband durchgezogen und mich dann „hinausgeschmissen“. Über den dritten – kein Kommentar. Der jetzige gibt sich viel Mühe, sieht aber auch alles ausgereizt.

Kann evtl. ein Zusammenhang mit meinen anderen Beschwerden bestehen? in 01/16 hat ein Zahnarzt gepfuscht. Kronen schief. in 03/16 Beckenbruch ohne zu wissen wie. in 05/16 dann die Inkontinenz. Kurz nach der Inkontinenz bekam ich Darmprobleme. Wie Fettstuhl und ständiger Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung. Dann kamen Magenprobleme dazu und ständig immer wieder Rückenschmerzen. Der Kiefer ist noch immer 3mm schief und die Mundöffnung ist auch nicht so optimal. Kann diese Fehlstellung Auswirkungen auf die Organe haben?

Kann mir Botox helfen?

Habe schon Probleme mit der KK wollen keine Untersuchungen mehr zahlen. Bin total fertig.

Antwort von Prof. Wiedemann:

Liebe Gazelle,

ein Zusammenhang mit Ihren anderen Erkrankungen ist unwahrscheinlich.

Normalerweise lässt sich eine Überaktive Blase mit Tabletten gut einstellen. Das ist ein Geduldsspiel und die Diagnostik muss stimmen und vollständig sein. Selten ist dann Botox notwendig.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Ursprüngliche Frage von Gazelle:

Hallo,

ich bin 64 Jahre und leide seit 2 1/2 Jahren an Inkontinenz. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich sportlich aktiv. Ich bin 160 cm groß und wiege zwischen 60 und 62 kg. Mehrere Blasenspiegelungen, Blase röntgen, Blasendruckmessungen und Videourodynamik habe ich hinter mir. Alles ohne Befund. Beim Neurologen war ich ebenfalls, sowie Nervenwasseruntersuchung auf Borreliose. Ich habe keine Neuroborreliose. Ohne Harndrang geht ständig immer wieder Urin ab. Mal mehr mal weniger. Egal ob ich sitze oder mich bewege. In Bewegung allerdings mehr. Im Liegen ist so gut wie nichts. Tampons und Pessar haben nichts gebracht. Spasmex, Vesikur und Oxybutinin haben nichts gebracht. Der Urologe verschrieb mir ein Elektrostimulationsgerät für den Beckenboden. Habe ich 1 1/2 Jahre ohne Erfolg gemacht. Mein Osteopath meinte mein gesamter Bauch, Rücken, Beine wären total verspannt. Auch das Zwerchfell. Als ich dies dem Urologen sagte, schickte er mich zur Physio wegen Beckenbodenverspannungen. Die Physiotherapeutin bestätigte die Verspannungen. Allerdings konnte sie diese immer nur kurzfristig lösen. Als ich für Muskelschmerzen im Oberschenkel Ortothon bekam verbesserte sich leicht die Blase. Daraufhin verschrieb mir der Urologe Propiverin 15mg pro Tag. Darauf hin trat eine leichte Besserung ein. Es wurde die Dosis auf 2x erhöht. Kurz darauf hatte ich fast keinen Urinverlust mehr. Aber nach 2 Wochen hat sich dies nun schlagartig geändert. Nun läuft ständig Urin ab. So wie ein tropfender Wasserhahn. Es ist fast schlimmer als vorher. Kann das von den Tabletten kommen? 1 Woche vor der Verschlechterung habe ich mit sensomotorischer Körpertherapie nach Dr. Helga Pohl begonnen. Dadurch sollen die Verspannungen gelöst werden. Hat dies die Verschlechterung verursacht?
Was kann ich noch gegen die Inkontinenz tun?

Antwort von Prof. Wiedemann:

Liebe Gazelle,

  1. Sie haben scheinbar eine „Überaktive Blase“,
  2. die Verspannungen können Henne und Ei sein,
  3. Propiverin dämpft die Blase – aus meiner Sicht der richtige Ansatz.
  4. Unter Medikamenten wie Propiverin kann es sein, dass die Blase sich nicht mehr richtig entleert (zu starke Wirkung) – man müsste den Restharn bestimmen und zwar kurzfristig.

Eine Urodynamik ist nur ein Teil der Diagnostik, in Ihrem Falle würde ich auch eine Spiegelung, einen Ultraschall der Harnröhre von der Scheide aus und ev. – falls die normale Urodynamik wirklich unauffällig gewesen sein sollte – eine 24-Stunden-Urodynamik durchführen.

In jedem Fall müsste Ihnen mit Geduld in vielen kleinen Schritten zu helfen sein.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH