„Zieh Dich warm an“, „die Unterwäsche muss über die Nieren gehen“, „Wolle statt Tanga“ – wer hat nicht als junges Mädchen Tipps von Oma, Mutter oder Schwester bekommen. Aber ist das wahr? Entstehen Blasenentzündungen durch Unterkühlung? Wie kommen die Bakterien in die Blase der Frau?

Der Mechanismus, bei dem Keime in die Blase der Frau gelangen, ist der Geschlechtsverkehr. Die Frau hat eine kurze, nur 3 cm lange Harnröhre – beim Mann liegen zwischen „Außenwelt“ und „Innenwelt“ immerhin 15 bis 18 cm Abwehrstrecke. Bei jedem Verkehr bei jeder Frau gelangen Keime in die Blase – sie werden in der Regel wieder ohne Folgen ausgespült.

Handelt es sich um aggressive Erreger, sind die Abwehrkräfte geschwächt oder hat „Frau“ durch übertriebene Hygiene die natürliche, für die Abwehr von Krankheitserregern sorgende Scheidenflora durcheinandergebracht, kann eine Infektion entstehen. Deswegen wurde – als der erste Verkehr noch in der Hochzeitsnacht stattfand – von „Honeymoon“-Blasenentzündung oder „Hochzeitsnachts-Entzündung“ gesprochen. Heute, da das eher die Ausnahme sein dürfte, müsste man eher von „Camping beim Rockfestival“- oder „Schwimmwettkampf in Grünstadt“-Blasenentzündung sprechen.

Apropos Scheidenflora: Auch nach den Wechseljahren, in denen der Östrogeneinfluss nachlässt, wandelt sich die Scheidenflora und die Schleimhaut im Intimbereich. Sie wird trockener, die „guten“ Scheidenbakterien („Döderlein-Bakterien“, s. Abb.) werden seltener, andere Bakterien können zunehmen. Deswegen treten auch nach den Wechseljahren wieder häufiger Blasenentzündungen auf. Mediziner sprechen hier von einer zweigipfligen Prävalenz: Blasenentzündungen treten meist mit Aufnahme sexueller Aktivitäten und mit den Wechseljahren auf. So ist auch eine übertriebene Hygiene eher schädlich: häufiges Waschen mit Seife oder sogar Scheidenspülungen stören die natürlichen Abwehrkräfte.

Abb. „Döderlein“-Flora: die „guten“ Scheidenbakterien (große, blaue Stäbchen) sorgen für einen sauren pH-Wert der Scheide. Das macht den Krankheitserregern das Leben schwer. Auch im Bild: Violett dargestellte weiße Blutkörperchen, abgeschilferte Schleimhautzelle (grün).

Ein Körnchen Wahrheit steckt aber dennoch in Omas Tipps: Sind die Schleimhäute im Intimbereich unterkühlt, sind sie auch schlecht durchblutet und die Abwehrkräfte gelangen nicht gut an den Ort des Geschehens.

Also: Unterkühlung und Blasenentzündung: Mythos mit einem Körnchen Wahrheit.