Hallo, ich habe seit mindestens einem Dreiviertel Jahr fast durchgängig eine Blasenentzündung, mit Wolken im Urin, und starken Schmerzen, doch es wurde bis jetzt keine Ursache gefunden. Manche Tests zu Beginn (ca Dezember) haben ergeben, dass ich zwar eine Entzündung habe, aber keine Bakterien. Dann wieder ist nach Tests anscheinend alles in Ordnung, bzw es sind zu wenig Bakterien, um eine Kultur anzulegen, was aber auch schon alles mehrmals vor Monaten gemacht wurde ohne Ergebnis.

Ich bin manchmal tage- oder wochenlang fast komplett gesund, doch dann plötzlich wieder krank. War allerdings von Mitte November bis Mitte Februar komplett jeden Tag krank, ab dann schwankend.  Jetzt vor einer Woche war es endlich mal komplett gut für ein paar Tage, dann hatte ich eine vaginale bakterielle Infektion, habe sie behandelt mit Arilin rapid & Sobelin (äußerlich) ist wieder weg, doch jetzt schmerzt meine Blase wieder extrem & ich habe 24/7 Harndrang. Was soll ich nur tun? Urologe gibt mir erst in Monaten einen Termin, Hausarzt der früheste in 2 Wochen, Gynäkologin hat alles abgeklärt außer STIS, das soll ich noch beim Gesundheitsamt machen. Will endlich wissen, was dahinter steckt, das kann doch nicht sein, dass mir niemand helfen kann und ich so lange Zeit so leide. Habe auch manchmal Schmerzen im Nierenbereich, aber da ist angeblich alles ok.

Antwort von Prof. Wiedemann:

Liebe Lia,

irgendwie sind Sie zwischen den Stühlen. Den Vorschlag, eine STI (Geschlechtskrankheit) beim Gesundheitsamt klären zu lassen, finde ich bemerkenswert, um nicht zu sagen skandalös. Es fällt natürlich in den Zuständigkeitsbereich eines Gynäkologen. Bestimmte (aber nur bestimmte!) sexuell übertragbare Erkrankungen müssen an das Gesundheitsamt gemeldet werden, das wird da bestimmt nicht selbst aktiv. Also bezweifle ich, dass „alles abgeklärt“ ist.

Als vermutlich sexuell aktive Frau könnte es gut sein, dass Sie eine vaginale und/oder Harnröhren-Infektion haben. Die kann man nicht im Urin nachweisen – auch eine gewöhnliche Kultur ist da nicht richtungsweisend, weil die in Frage kommenden Bakterien wie Chlamydien und Mykoplasmen schlecht in einer Kultur wachsen. Sie müssen einen kooperativen und verantwortungsvollen Urologen oder besser Gynäkologen finden, der Ihnen einen Vaginalabstrich mit einer „PCR im STD-Panel“ macht. Da werden – wie Corona-Viren – mit einer speziellen Technik alle Keime, die nicht dahingehören, nachgewiesen. Nur so macht eine Behandlung Sinn, insbesondere da Ihre Verdachtsmedikation mit „Arilin“ beileibe nicht auf alle in Frage kommenden Erreger wirkt. Und Sobelin ist ein Corticoid – dessen Sinn sehe ich bei einer möglichen bakteriellen Infektion nicht.

Also, machen Sie sich im Moment keinen Kopf, nicht Sie sind das Problem, sondern (sorry, sagen Sie es nicht weiter und verraten mich nicht) Ihre bisherige – aus meiner Sicht unvollständige – Behandlung. Wenn Sie keinen Facharzt-Termin bekommen, können Sie Ihre Krankenkasse anrufen. Die besorgt Ihnen einen. Es gibt eine Liste von Fachärzten, die in solchen Fällen Termine auf Anfrage der Krankenkasse kurzfristig zur Verfügung stellen. Das kann allerdings etwas weiter weg sein.

Wichtig auch: Schicken Sie Ihren Partner zum Urologen, der muss mitbehandelt werden, solange nur geschützter Verkehr!

Sollte eine sexuell übertragbare Krankheit wirklich ausgeschlossen sein, müsste man Sie genauer untersuchen. Dazu gehören:

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH