Rückfrage von Julian (24.11.2019:

Hallo,

genau das Ejakulat wurde untersucht (Harnröhre kein Abstrich) und kein Erregerbefund.

Weil atypische Keime schwer nachweisbar seien, hat mir ein anderer Uro Doxy 200mg für 20 Tage verschrieben. Seitdem kommen diese starke Schmerzspitzen nicht mehr vor und alle Symptome gehen immer mehr zurück (seit einem halben Jahr), aber Restsymptome bestehen noch.

Sollte deswegen eine Untersuchung auf Cpps angestrebt werden?

Antwort von Prof. Wiedemann:

Ich denke nicht.

Wichtig ist die Untersuchung des Harnröhrenabstrichs und Ejakulats auf atypische Erreger (Chlamydien und Mykoplasmen).

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Ursprüngliche Frage von Julian:

Guten Tag,

ich halte mich kurz:

Ich bin M, 22.

  • Mit 17 Diagnose der Reizblase, nach einer Periode starken Harndrangs (Tagsüber ~ 30, geringe Urinmenge), Gefühl nicht die Blase entleeren zu können, Orgasmusbeschwerden. -> Behandlung mit Tamsulosin.
  • Davor hatte ich eine Hämospermie bzw. Monate vorher Beschwerden bei der Masturbation (ab und zu Schmerzen, konnte nicht danach pinkeln, weil ich ein „Völle Gefühl“ hatte + ich musste „60min“ warten bis ich sie komplett entleeren konnte).
  • Mir wurde damals gesagt die Prostata könnte es nicht sein (ich sei mit 17 bzw. 18 zu jung).
  • Alter Urologe ging in Rente, bin umgezogen -> Tamsulosin ist weggefallen.
  • Beschwerden wurden erstmal nicht stärker, aber leider nach ~3 M Post Tamsulosin schon. Ich hatte sogar erstmals Nachtsharndrang (vorher nur Tagsüber) -> Enorme Verschlechterung, so schlimm war es noch nie, richtige Druckschmerzen in der Blasengegend.
  • Nach etlichen Uros (Die alle die Diagnose Reizblase + Tamsulosin kritisierten, aber auch keine Idee hatten) einen gefunden, der mir Doxy 200mg für 20 Tage verschrieb -> Deutliche Verbesserung, Symptomverschiebung, weniger Druck auf der Blase, tatsächlich jetzt mehr auf dem Damm, teils mehr Penis (gab auch Symptomwechsel u.a. Brennen/Kribbeln am Penis, was ich vorher nie hatte, ging aber weg).

Seitdem findet eine stetige, aber sehr langsame Verbesserung statt. Tagsüber in der Regel normale Miktionsfrequenz. (auch Füllmengen über 500ml) Häufiges masturbieren verstärkt die Symptome ab und zu, aber nicht immer. Nachts kann ich nun 5-6h am Stück öfters schlafen. Da der Verdacht auf „CPPS“ besteht, gehe ich zusätzlich noch zur Osteopathie. Hat es meiner Meinung nach auch verbessert bzw. allgemein den Beckenboden zu entspannen.

Wenn ich nochmal so einen starken Schmerzschub bekomme wie im März (alle 20-40 Min aufs Klo, damit der Druck verschwindet), weiß ich nicht mehr.

Meine Frage:

  1. Sollte ich einen Termin in einem speziellen IC/CPPS Zentrum beantragen?  Wenn welche empfehlen Sie? Ich werde parallel natürlich warten, da es sich ja bis jetzt immer stetig, aber langsam verbessert, aber für einen Termin dort muss man ziemlich lange warten.
  2. Eine 2. Antibiotikakur (vllt sogar 30 Tage Doxy 200mg) ist nicht nötig?

Schönen Tag!

Antwort von Prof. Wiedemann:

Lieber Julian,

ich denke bei Ihnen eher an eine chronische Prostatitis. Es sollte eine leitliniengerechte Antibiose durchgeführt werden + Phytotherapeutikum.

Es kommen noch andere Antibiotika  in Frage, die Mikrobiologie sollte auch auf atypische Erreger angelegt werden – im Ejakulat und Harnröhrenabstrich (s. auch Beitrag „Wann macht der Urologe Abstriche?“).

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH