Nach einem schweren Schädelhirntrauma vor 10 Jahren, welches eine spastische Lähmung als Folge hatte, fällt es mir sehr schwer eine Miktion zu „initiieren“.

Ich habe oft das Gefühl, dass meine Blase entleert werden muss, aber ich kann nicht pinkeln. Manchmal klappt es noch, wenn ich lange genug warte, aber oft auch nicht. Mein Urologe hat mir baclofen dura 25 verschrieben, welche ich morgens und abends nehme. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass die Ursache bekämpft wird.

Ich freue mich über Tipps und Ideen, was man bei so einem Blasenproblem neben baclofen noch versuchen könnte.

Vielen Dank

Antwort von PD Dr. Wiedemann:

Lieber Christoph,

vermutlich ist eine Blasenentleerungsstörung bei Beckenbodenspastik ihr Problem. Dieses sollte (wenn noch nicht geschehen) mit einer urodynamischen Messung abgeklärt werden (ist es wirklich der Beckenboden? Oder die Prostata? Oder Beides?).

Baclofen ist problematisch, weil häufig andere Muskel entspannt werden als der Beckenboden (Augenmuskeln: Doppelbilder, Beinmuskeln: Sturzneigung) und die Wirkung meist ausbleibt.

U. U. müsste man bei Ihnen anders vorgehen und die Blase anders entleeren, als via naturalis. Hier lernt der Patient, die Blase mit speziellen Einmalkathetern selbst zu entleeren. Dann verginge nicht nur das Dranggefühl, auch gefährlich hohe Blaseninnendrücke würden vermieden. Eine experimentelle Behandlungsform stellt die Botox-Injektion in den Schließmuskel dar – hier ist das Problem, nicht über das Ziel hinauszuschießen und eine Inkontinenz zu provozieren.

Mit freundlichen Grüßen
Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH