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Rezidivierende Harnwegsinfekte

04.11.
2025

Hallo,

ich hatte am 8.6.2025 den ersten HWI im Urlaub, dort habe ich für 5 Tage das AB Triprim eingenommen, im Urin waren Leukos und Nitrit, das CRP war unauffällig.
Danach trat eine Besserung ein, allerdings hatte ich ab 18.6.2025 erneut die Symptome eines HWI( brennen beim Wasser lassen, viele Toilettengänge, Unterbauchschmerzen). Am 18.06.2025 war ich beim Urologen, es waren noch Leukos im Urin und ich habe das AB Nitroxolin Forte für 5 Tage eingenommen. Danach waren die Beschwerden besser. Ab 11.07.2025 ging es von vorne los, brennen beim Wasser lassen, Blasenschmerzen aber keine Leukos im Urin. Ich war wieder beim Urologen der mir aber sagte ich habe keine Blasenentzündung da der Urinstick negativ war.  Daraufhin war ich beim Gynäkologen, die Abstriche auf Mykoplasmen, Chlamydien usw waren negativ.

Eine Urinkultur hat der Urologe nicht abgenommen. Der Gynäkologe aber am 15.07.2025, ohne Nachweis.
Seit 11.07.2025 habe ich also dieses brennen beim Wasserlassen und gehe zwischen 50 und 68 mal zur Toilette. Ultraschall von Niere u Blase und Restern am 14.7.2025 waren unauffällig.
Nun war ich das letzte Mal am 23.7.2025 beim Urologen, da die Beschwerden mit Ibu u Canephron nicht besser geworden sind. Der Urologe sagt ich soll mich entspannen.
Ich gehe nun also weiterhin 40-70 mal zur Toilette, es brennt beim Wasser lassen und meine Blase tut weh. Nachts gehe ich ca stündlich. Ich fühle mich ziemlich KO und war gestern in der Notaufnahme, dort wurde ich an den Kassenärztlichen Notfalldienst verwiesen. Dort habe ich gebeten mich in die Klinik einzuweisen, ohne Erfolg. Ich bin 35 jung und mein Alltag ist mächtig eingeschränkt. Beckenbodentraining mache ich auch seit 15.07.2025. Ich habe bisher keine Kinder und bin nicht übergewichtig. Hatte aber in meiner Jugend oft HWI.
Ich trinke viel und nehme gefühlt mein halbes Leben Cranberry, eine Strovac Impfung hatte ich 2011. 2020,2021, 2022 war der letzte HWI. Nun frage ich mich was ich noch machen kann?

VG

Antwort von Prof. Wiedemann

Liebe Patientin!

Ich glaube, dass bei ihnen der Fall relativ einfache liegt und das sie leider nicht erschöpfend behandelt wurden. Grundfehler ist meines Erachtens, dass die Beteiligten annehmen, dass ein Nitrit negativer Urinstreifentest die Abwesenheit von Bakterien bedeutet. Dies ist aber nicht der Fall. 50 % der in Frage kommenden kommenden Harnwegserreger bilden kein Nitrit. Diesem Falle ist der Streifentest falsch negativ. Einen solchen Infekt aufzudecken gelingt nur mit der Anlage einer Urinkultur. Dies wurde offensichtlich bei Ihnen bisher versäumt. Auch ist aus meiner Sicht die Wahl des ersten Antibiotikums im Urlaub unglücklich. Trimethoprim wird nur bedingt empfohlen, da es nach je nach lokaler Resistenzlage zu viele Resistenzen aufweist. Es könnte also gut sein, dass sie nach wie vor einen unbehandeltem und dadurch verschlimmerten Harnwegsinfekt haben.

Als Ihr behandelnder Urologe würde ich eine Urinkultur anlegen, dann antibiotisch gezielt je nach Resistenzbestimmung behandeln. Sollten sich wider Erwarten in der Urinkultur keine Bakterien an finden, würde ich Sie spiegeln, um zu sehen, was in der Blase los ist. Ich glaube aber das ist das nicht nötig ist und die Verhältnisse einfacher liegen als gedacht. Mit freundlichem Gruß 

Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann