Drang
Hallo, habe nun seit Februar 2024 24/7 Harndrang. Bis Februar 2025 sehr intensiv, sodass ich teilweise nicht gehen konnte und es zog bis ins Bein. Habe alle notwendigen Untersuchungen gemacht (sono Becken, Abstriche, Urodynamik, Spiegelung). Bei der Spiegelung hieß es, die Blase sehe leicht aus wie bei einer Bindehautentzündung. Kann man da von IC sprechen? Bakterien wurden nie gefunden. Was kann man noch machen? Bekomme zur Zeit Kortison installiert.
Antwort von Prof. Wiedemann
Sehr geehrter Patient!
Zur Diagnose einer interstitiellen Cystitis gehört eine sogenannte den Dehnungs Spiegelung in Narkose, bei der unter definierten Bedingungen die Blase einem erhöhten Druck ausgesetzt wird. Liegt eine interstitielle Cystitis vor, entstehen typische Blutungspunkte. Ergänzt wird die Untersuchung durch eine sogenannte immunhistochemische Untersuchung, bei der Proben aus der Blase entnommen und eingesandt werden. Typisch für die interstitielle Cystitis ist, dass es sich um eine bei der normalen Spieglung komplett unauffällige Blasenwandung handelt. Die bei Ihnen vorhandene Rötung spricht also eher gegen eine interstitielle Cystitis.
Dennoch liegt offensichtlich eine bakterielle oder nicht bakterieller Entzündung der Blase vor, die abzuklären wäre. Ich vermute hier, dass diverse Urinkulturen angelegt wurden und negativ ausgingen (?). Da auch andere, ernste Erkrankungen eine Blasen Rötung hervorrufen können, die dann wiederum mit Harndrang Symptomen verbunden sind, empfehle ich eine Probenentnahme aus der Blase (dieses am ehesten in Narkose). Sollte auch bei dieser Untersuchung kein Mehrwert zu generieren seien, würde ich Ihre Harndrang symptomatisch dämpfen. hierzu stehen die sogenannten Anticholinergika oder Beta-3-Mimetika zur Verfügung. Klassischerweise würde man mit einem Anticholinergikum beginnen, wobei aus meiner Sicht Trospiumchlorid (weil keine ZNS – Nebenwirkungen) in erster Linie einzusetzen wäre. Ist mit einer oralen Therapie keine Symptomkontrolle zu erreichen, wäre der nächste Schritt eine Botulinumtoxininjektionsbehandlung.
Mit freundlichem Gruß
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann