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Welche Diagnostik sinnvoll? – Frage von Kruemel89

14.12.
2021

Rückfrage (14.12.2021):

Lieber Herr Dr. Wiedemann,

vielen lieben Dank für Ihre rasche Antwort. Wie gesagt, die Urinkulturen waren jeweils ohne Befund. Daher wollte mir der behandelnde Urologe kein Antibiotikum verschreiben, da ja keine Keime nachweisbar sind. Auch Urinsticks zeigen keine Leukozyten, Nitrit oder Blut, sondern sind unauffällig. Deshalb bleibt unklar, was der Grund für die Beschwerden ist. Gynäkologisch wurden sexuell übertragbare Krankheiten ausgeschlossen. Ich hatte vermehrt mit Pilzinfektionen und einer Vaginose zu tun, aber auch diese waren zuletzt nicht mehr nachweisbar. Daher meine Frage, welche Maßnahmen sinnvoll wären, um eine Erklärung für meine Beschwerden zu finden.

Herzliche Grüße!

Antwort von Prof. Wiedemann:

Hallo Kruemel89,

dann sollte Ihr Urologe in Richtung „Reizblase“ oder Überaktive Blase denken und entsprechende Untersuchungen (z. B. Urodynamik) denken – auch Ihr Gynäkologe (falls Sie in den Wechseljahren wären) an einen lokalen Hormonmangel, der solche Beschwerden machen kann.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH

Lieber Herr Prof. Dr. Wiedemann/Herr PD Dr. Naumann,

vor mehr als 10 Jahren hatte ich wiederkehrende Blaseninfekte nach dem Sex, die ich jedoch gut in den Griff bekommen hatte und nur noch alle 2 Jahre mal eine Blasenentzündung hatte. Eine Blasenspiegelung in der Beschwerdephase ergab kleinere anatomische Auffälligkeiten, die Restharn begünstigen können (Knick Harnröhre/leicht abgesenkter Blasenboden/Blasenausgang nicht ganz trichterförmig). Nach der Trennung aus einer langjährigen Beziehung und dem Beginn einer neuen Partnerschaft habe ich nun wieder Beschwerden nach dem Sex. Etwa 12 Stunden später beginnt meine Harnröhre zu brennen. Außerdem habe ich ein wundes Gefühl bzw. Druckgefühl in der Blasenregion. Zusätzlich, und das ist anders als früher, habe ich Schmerzen an der linken Scheidenwand und zwischendurch zuckende Schmerzen vom linken Scheideneingang in den linken Unterbauch. Vermehrten Harndrang habe ich nicht. Bisher haben die Beschwerden immer nach einigen Tagen von selbst wieder aufgehört, tauchen aber nach fast jedem GV wieder auf. Aktuell habe ich seit 6 Tagen Beschwerden. Einmal hatte ich die Beschwerden auch ohne Sex und ohne für mich erkennbaren Auslöser. Urinkulturen wurden mehrfach angelegt, sind aber unauffällig. Eine Uroflowmetrie war ebenfalls unauffällig, auch kein Restharnbefund, lediglich eine etwas erhöhte Harnkapazität von 600ml wurde festgestellt, weshalb ich regelmäßiger auf Toilette gehen soll.

Mir ist nicht klar, welche Ursachen meine Beschwerden haben könnten, deshalb wäre ich dankbar, wenn Sie mir Tipps  geben könnten, welche Diagnostik sinnvoll wäre, damit ich Wege finden kann, meine Beschwerden zu lindern.

Antwort von Prof. Wiedemann:

Hallo Kruemel89,

wichtig ist es einfach nur, dass urologische Hausaufgaben gemacht werden.

  1. Anlage einer Urinkultur
  2. Behandlung nach diesem Ergebnis (nicht Einmaltherapie oder 3 Tage, sondern länger)
  3. Kontrolle (mit Kultur!), ob der Keim weg ist
  4. Prophylaxe mit einem als wirksam getesteten Antibiotikum z. B. nach Verkehr oder für 6 – 12 Monate auf Dauer.
  5. nach dieser Phase (oder bei postkoitaler Prophylaxe parallel) ein pflanzliches Medikament zum Durchspülen (z. B. Goldrutenkraut) oder D-Mannose, damit Keime nicht anhaften.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH