Blasenentleerungsstörung nach Geburt – Frage von Pünktchen
Sehr geehrter Herr Prof Dr Wiedemann,
vor zweieinhalb Wochen habe ich meine zweite Tochter vaginal entbunden. Geschilderte Problematik trat auch nach der Geburt meiner ersten Tochter auf, jedoch nicht in gleicher Intensität und Dauer.
Ich konnte bereits während der Geburt meine Blase nicht mehr entleeren, wurde zweimal katheterisiert, anschließend wurde ein Dauerkatheter gelegt. Auch nach der Geburt konnte ich nicht urinieren, es wurde wieder ein Einmalkatheter eingeführt, anschließend ein Dauerkatheter. In den kommenden Tagen bestand die Therapie im Krankenhaus aus Auslassversuchen, Messung des Restharn per Ultraschall und erneuter Katheterisierung. Bei Entlassung war die Blase bis auf 90 ml Restharn entleert. Während der Tage im KH wurde die Blase vermutlich stark überdehnt, es wurden mitunter 1,5 Liter Harn per Katheter entleert.
Nun kann ich zwar Wasser lassen, aber ein ständiger Harndrang ist noch da, die Blase entleert sich nicht vollständig. Teilweise gehe ich alle 20 – 30 Minuten und es kommt jedesmal etwas nach (Tröpfchen oder schwacher Urinstrahl).
Im Krankenhaus wurde eine Schwellung in der Scheide entdeckt, welche die Harnröhre abklemmen könnte. Anfangs war das Wasserlassen nur nach intensiver Kühlung möglich.
Ich bin beunruhigt, ob ein positiver Verlauf überhaupt noch möglich ist? Haben Sie einen Rat für mich. Ist es so kurz nach Geburt noch OK, wenn die Probleme noch vorhanden sind?
Freundliche Grüße
Christine M.
Antwort von Prof. Wiedemann:
Liebe Pünktchen,
solche Schwellungen können sein – Sie sollten aber nicht bei halbvoller Blase „herumquetschen“, dann wird die Dehnung schlimmer und die Heilungsaussichten schlechter.
Sie müssten dringend lernen, sich selber zu katheterisieren (das geht mit speziellen Einmalkathetern) so, wie Sie als Frau auch gelernt haben, einen Tampon einzuführen. Dann können Sie nach jedem Wasserlassen die Blase komplett entleeren und diese „rehabilitieren“. Das ohne Medikamente in der Stillzeit.
Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH