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Psychosomatische Reizblase – Frage von Faye

02.09.
2020

Hallo!

Ich leide seit 7 Jahren an einer psychosomatischen Reizblase (bin jetzt 22). Psychosomatisch, da ich zu Hause und an Orten, wo man gut Toiletten aufsuchen kann, keinerlei Probleme habe. Auch nachts muss ich nur ab und zu 1x auf die Toilette. Aber in Situationen, wo es ungünstig ist auf die Toilette zu müssen (Theater, Hochzeit etc.) oder wo es keine/selten Toiletten gibt (Autofahrten, Kirchen, Wanderungen etc.), muss ich relativ häufig auf die Toilette und denke auch die ganze Zeit nur darüber nach, wo ich als nächstes im Notfall gehen könnte. Ich habe mir dadurch Sicherheitsgänge angewöhnt und fürchte dadurch meine Blasenkapazität verringert zu haben bzw. dass meine Blase das Signal in diesen Situationen schon bei halbvoller Blase abgibt.

Ich werde jetzt auch eine Psychotherapie beginnen, da das Grundproblem ist, dass ich meiner Blase nicht vertraue (obwohl ich mir noch nie eingenässt habe). Kann ich dennoch meine Blase trainieren? Bzw. was habe ich noch für Möglichkeiten etwas dagegen zu tun? Spasmex hilft bei mir nur bedingt. Ich würde gerne wieder meiner Blase vertrauen und sicher wissen, dass ich es halten kann. Zu Hause kann ich es durchaus auch mal 2h halten (dann halte ich auch bis zu 500ml), aber unterwegs hab ich das Gefühl sobald ich muss, bleiben mir nur noch 10-15 min (auch wenn ich dann merke, dass meine Blase nur mit 150-200 ml gefüllt war). Ich habe in den stressigen Situationen dann auch oft eine Art Blasenbrennen (ohne Befund, also keine Infektion), was sehr unangenehm und teils schmerzhaft ist. Bei langen Autofahrten trinke ich oft nur sehr wenig und dennoch schafft es meine Blase sich dann zu füllen, so dass ich oft jede Stunde gehen muss. Sie ist dann zwar nicht voll, aber es kommen auch nicht nur ein paar Tropfen.

Ich weiß mittlerweile einfach nicht mehr weiter… Ich bin noch so jung und untersage mir deshalb so viel (Konzerte, manche Urlaube …), da ich einfach immer Angst habe, dann auf die Toilette zu müssen, es nicht halten zu können und mich einzunässen. Mein ganzes Leben dreht sich darum und das will ich nicht mehr. Ich hoffe, Sie haben noch den ein oder anderen Tipp für mich.

(noch ein schönes Beispiel: Im Urlaub wollte mein Freund mit mir in ein Salzbergwerk, die Führung Untertage sollte 1h gehen. Horrorsituation für mich. Ich habe 2h vorher nichts mehr getrunken, 1 Spasmex genommen und bin bestimmt vorher 8x auf die Toilette gegangen….)

PS: Bei mir wurde vor 2 Monaten Endometriose festgestellt. Ich hatte wohl auch einige Herde an der Blase und seitdem das Gefühl, dass es noch schlimmer geworden ist. Vor meiner OP vor 2 Monaten fing es dann nämlich an, dass ich, sobald ich Wasserlassen musste, Schmerzen bekam und so gar nicht mehr das Anhalten trainieren konnte (wahrscheinlich haben die Herde auf die Blase gedrückt). Dadurch bin ich wieder öfter auf Toilette gegangen. Seit der OP habe ich diese Schmerzen zwar nicht mehr, aber dafür nach dem Wasserlassen sehr häufig ein Brennen in der Blase. Was könnte das sein?

Antwort von Prof. Wiedemann:

Liebe Faye,

vor der Diagnose „psychosomatische Reizblase“ müssten Sie richtig untersucht werden, ob es nicht doch einen Grund für Ihre Beschwerden gibt. Dazu gehören Urodynamik, Spiegelung, Ultraschall von dem Scheideneingang aus etc.

Sollte sich Ihre Diagnose bestätigen, gibt es hier psychotherapeutische Methoden, das erlernte Verhalten auch wieder zu verlernen.

Also: erst zu einem kompetenten Urologen, dann (ggf.!) zu einem Psychotherapeuten.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH