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9 Monate nach Botox – Immer noch Restharn – Frage von Man1971

20.06.
2020

Guten Tag,

kurze Vorgeschichte – seit 2013 plagten mich immer wieder jährliche Episoden mit starkem und häufigen Harndrang.

Untersuchungen (Urin) beim Urologen waren immer ohne Befund. Nach 2 – 3 Wochen verschwanden die Beschwerden auch wieder. Letztes Jahr verhielt es sich fast ähnlich, bis auf den Unterschied, das die Beschwerden blieben und mir immer stärker zusetzten, vor allen Dingen Nachts. Urinuntersuchungen bei ansässigen Urologen wie erwartet/immer ohne Befund. Alphablocker (Tamsulosin, Alfuzosin) , Spasmex sowie Emselex brachten keine Linderung.  Nach ca. 1 Monat stationäre Aufnahme in einer Fachklinik. Hier wurden viele Untersuchungen durchgeführt : Urin, Chlamydien, Harnröhrenabstrich und Urodynamik (1 Harndrang bei 179 ml /normokapazitär 520 ml) – Nach Abschluß der UD noch ca. 100 ml in der Blase – Am nächsten Tag , nach restharnfreier Spontanmiktion – Entlassung – „alle Untersuchungen ohne negativen Befund“.

Nach 2 Wochen wurde noch – bei meinem eigentlichen Urologen – eine Blasenspiegelung durchgeführt .

Alles unauffällig. Meine Frage nach meiner leicht vergrößerten Prostata (ca. 29 – 33 ml) wurde auch mit „Unauffälig“ beantwortet. Letztendlich hatte mir mein Urologe Botox empfohlen/vorgeschlagen. Im September 2019 wurden mir 200 Einheiten/20 x Injiziert. Der Harndrang bzw. die Miktionsfrequenz verbesserten sich – auch nach 8 Wochen – nicht. Frustriert begab ich mich im November in die Neurourologie nach Herne, in der Annahme Botox wirkt bei mir nicht.Im Dezember sollte dann eine EMDA 1 Teil durchgeführt werden. Bei der Voruntersuchung wurde nochmals eine UD durchgeführt und siehe da – Hoher Restharn ca. 200 ml bzw. nach UD/Uroflow waren es 300 ml Rest.  Seither ISK (woran sich meine Blase absolut gewöhnen kann).

Jetzt zu meinen 2 Fragen : Bis heute (nach 9 Monaten) habe ich noch Restharn von ca. 100 ml . 2 Urologen (einer davon ist mein eigentlicher Urologe) meinte, daß der Restharn nicht mehr vom Botox kommen kann, sondern von der vergrößerten  Prostata/Abflusshinderung kommt.

Ich sollte mir mal Gedanken über eine TURP machen. Ich bin m/49. Sinnvoll ?

Vor 2 Wochen hatte ich wieder mit Betmiga angefangen, da starker Harndrang schon wieder bei ca. 200 ml einsetzt/Botox immer mehr nachlässt. Das Medikament wirkt aktuell sehr gut bei mir. Nun soll ich Betmiga absetzen, da das Medikament Restharn begünstigen/verursachen soll.

Vor Betmiga hatte ich die gleiche Menge Restharn.

Jetzt soll ich mit Alphablocker „Urorec“ versuchen den Restharn zu minimieren.

Ich komme nicht zur Ruhe. Was raten Sie mir ? (Das ganze Thema hat mich schon in die Psychotherapie getrieben).

Viele Grüße und schon mal Danke für eine Antwort.

Antwort von Prof. Wiedemann:

Lieber Man1971,

es fällt schwer, die komplexe Thematik nur anhand von anamnestischen Angaben zu bearbeiten.

Ich denke, dass der Urologe, der auf ein Abflusshindernis tippt, am ehesten Recht hat. Das Alter und die Größe der Prostata – das wissen wir heute – spielen bei der Entwicklung eines solchen keine entscheidende Rolle. Auch jüngere Männer mit kleiner Prostata können es haben.

EMDA ist für Ihre Problematik nicht geeignet, Urorec ist wie Tamsulosin und Betmiga, verändert den Restharn nicht – dieser wird aber für Ihre Beschwerden verantwortlich sein.

Ich würde der Frage des Abflusshindernisses nachgehen:

  1. Harnstrahlmessung,
  2. Urodynamik mit sog. pq-Plot (das wäre für mich die entscheidende Untersuchung),
  3. Blasenspiegelung.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH