Chronische Prostataentzündung – Frage von Stephan
Rückfrage von Stephan (4.1.2020):
Auf Chlamydien wurde damals nur im Sperma untersucht. Habe jetzt nochmal Sperma, einen Harnröhrenabstrich sowie eine 2-Becher-Probe mittels PCR untersuchen lassen. Kein Nachweis auf Chlamydien oder Mykoplasmen.
Mein Urologe geht nach wie vor davon aus, dass der Escherichia coli- Keim / Keimzahl 10 hoch 4 (der in der letzten Urinprobe gefunden wurde) die Beschwerden verursacht und sich in der Prostata „versteckt“.
Auf erneute Nachfrage hat er mir jetzt alternativ zu Cotrim forte (was ich ja schon 2-mal zuvor bekommen habe) Moxifloxacin für 10 Tage verschrieben. Dieses wirkt wohl noch besser in der Prostata, hat aber auch stärkere Nebenwirkungen und Risiken. Habe allerdings im Internet vielfach gelesen, dass vor diesen Fluorchinolon-Antibiotika mittlerweile sogar gewarnt wird -> https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/So-gefaehrlich-sind-Fluorchinolon-Antibiotika,antibiotika534.html
Jetzt bin jetzt verunsichert, welches Antibiotika ich nehmen soll (laut Antibiogramm ist der Keim für beide und noch viele andere Antibiotika sensibel).
Was raten Sie?
Antwort von Prof. Wiedemann:
Lieber Stephan,
aus der Ferne scheint das Handeln Ihres Urologen sinnvoll zu sein. Lassen Sie sich nicht von dem Hype um die Chinolon-Nebenwirkungen verunsichern. Kamillentee hat deswegen keine Nebenwirkungen, weil er auch nicht wirkt.
Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH
Rückfrage von Stephan (4.12.2019):
Hatte ich vergessen zu schreiben. Ja Untersuchung auf Chlamydien, Mykoplasmen gab es. Aber schon eine Weile her. Test war negativ!
Antwort von Prof. Wiedemann:
Lieber Stephan,
„Test“ reicht nicht. Wie ich schon sagte, Urin und Abstriche, PCR heißt der Test. Nur dann glaube ich, dass er negativ ist. Und eine Wiederholung lohnt sich!
Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH
Rückfrage von Stephan (3.12.2019):
Ejakulat wurde bereits 6-8mal untersucht in den vergangenen 2 Jahren. Hier hat sich nur 1x ein Erreger gezeigt. Dafür aber bereits mehrmals im Urin.
Blut im Urin habe ich seit Anfang der Entzündung (vor 2 Jahren). Allerdings zeigt nur der Harnstreifentest Blut im Urin an – im Labor wird aber nichts festgestellt. Röntgen, MRT und Blasenspiegelung hatte ich bereits (vor einem Jahr). Damals wurde nur noch eine leicht vergrösserte Prostata und eine leichte Rötung des Blasenbodens diagnostiziert. Prostatakrebs wurde ausgeschlossen. Meine Urologin sagt das Blut und die Beschwerden kämen immer noch von der Entzündung, die noch nicht vollständig weg ist.
Cotrim forte (für 15 Tage) bekomme ich jetzt zum dritten Mal hintereinander.
Ist das wirklich sinnvoll – warum sollte es diesmal helfen? Und gäbe es noch ein wirksameres Antibiotika, dass ich meiner Ärztin empfehlen könnte?
Gäbe es noch eine andere Therapieform (pflanzliche Mittel helfen nicht bereits mehrere Dinge ausprobiert)?
Antwort von Prof. Wiedemann:
Lieber Stephan,
die Frage ist, ob auch auf Chlamydien, Mykoplasmen usw. untersucht wurde. Ist nicht automatisch im Programm.
Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH
Ursprüngliche Frage von Stephan:
Hallo, ich (M, 40) leide seit 2 Jahren unter ständigem Harndrang. Damals wurde als Ursache eine chronische Prostataentzündung diagnostiziert. In den immer wieder abgegebenen Urin- und Spermaproben sind allerdings nur ab und zu Darmbakterien – bisher 2 verschiedene – aufgetaucht (meistens aber nicht). Für diese nach Antibiogramm immer wieder Antibiotika für 10-15 Tage bekommen – bisher 8x (Ciprofloxacin, Amoclav, Cefopodoxim, Cotrim forte…). Die Beschwerden sind mittlerweise deutlich besser geworden aber nicht weg (tagsüber immer noch erhöhter Harndrang sowie 1-2 mal nachts). Zudem zeigt ein Harnstreifentest (Combur 5) nach wie vor Blut im Urin an. Im Labor kann allerdings kein Blut im Urin festgestellt werden.
Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass der Erreger immer auftaucht, wenn ich den Urin über 2-3 Tage „sammle“ und dann die Probe ins Labor geben lasse. Alleiniger Morgen- oder Mittelstrahlurin oder Sperma ist keimfrei (zumindest fürs Labor).
Vor einigen Wochen wieder Antibiotika bekommen (Cotrim forte für 15 Tage), weil wieder Bakterien im Urin nachgewiesen wurden. Danach weitere Besserung (Harndrangproblematik) aber weiterhin Restbeschwerden (siehe oben)?
- Welche Empfehlung würden Sie mir geben – immer weiter Antibiotika? Wenn ja welche noch?
- Warum zeigen sich die Bakterien vor allem im „Sammelurin“?
- Warum zeigt der Harnstreifentest Blut im Urin an – im Labor wird aber nichts festgestellt?
Antwort von Prof. Wiedemann:
Lieber Stephan,
bakteriologische Untersuchungen müssen immer aus frisch gewonnenem Urin durchgeführt werden. Bei einer Prostatitis ist Ejakulat auf Erreger sinnvoller – auch auf atypische Erreger wie Mykoplasmen oder Chlamydien.
Ggf. ist eine „Nachbehandlung“ von Beschwerden mit einem pflanzlichen Präparat sinnvoll.
Wenn Blut im Urin nachweisbar ist, muss das geklärt werden (Röntgen, Spiegelung) um auszuschließen, dass die Beschwerden eine andere Ursache haben.
Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH