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REZUM-Therapie – Frage von YoungerMen

20.07.
2019

Hallo,

bin 48 und habe seit ca. 2 Monaten starke Beschwerden, in erster Linie mit sehr häufigem Harndrang tagsüber und nachts sowie Ziehen, Stechen im Penis, Hoden und Leiste.

Der 1. Urologe hat Anfang Mai eine leicht vergrößerte Prostata (33 ccm3) sowie Restharn 80 ml nach vorherigem Urinieren, Urin neutral befundet. Danach auf Empfehlung 4 Wochen Prostagutt ohne Wirkung und anschl. Tamsulosin mit vielen Nebenwirkungen. Die og Symptome wurden etwas besser bzw. das Ziehen und Stechen ist nur noch zeitweise im Penis spürbar.

Urologe 2 hat Anfang Juli nach Uroflow noch ca. 30 ml Restharn festgestellt. Die Kurve fiel auf dem Diagramm schnell ab. Alternativ zum Tamsulosin Tadalafil mitbekommen. Tadalafil wirkt punktuell besser, hat aber auch Nebenwirkungen die den Alltag stark beeinträchtigen.

Jetzt zu meiner Frage: Hatte die 2 Urologen bezüglich einer Rezum Operation angesprochen, da ein jahrelanges Einnehmen von Medikamenten mit spürbaren Nebenwirkungen für mich keine Option ist. Der Arzt kann und will mir nichts versprechen, würde den Eingriff aber machen. Aus England hört man über Rezum fast nur Positives.

Gibt es (auch aufgrund der o.g. Vorgeschichte) eine Meinung oder Erfahrungen zum Rezum Verfahren?

Antwort von Prof. Wiedemann:

Hallo YoungerMen,

Rezum ist ein von den Krankenkassen noch nicht bezahltes Verfahren, über das noch keine großen Erfahrungen vorliegen. Aus meiner Sicht hat das Verfahren den großen Nachteil, dass nicht Gewebe „unter Sicht“ – wie bei den etablierten Verfahren Elektroschlinge oder Laser – entfernt wird, bis optisch ein schöner „Kanal“ entstanden ist, sondern der Wasserdampf in das Prostata-Gewebe eingebracht wird und man dann „warten“ muss, bis sich der Effekt durch die Gewebsschrumpfung, dann aber unvorhersehbar, einstellt.

Bei Ihnen sehe ich noch ein anderes Problem: Sie sind zu jung für eine operative Therapie; zumal der erst kurz zurückliegende Beschwerdebeginn mich eher an eine Entzündung der Prostata denken lässt. Beschwerden einer Prostatavergrößerung (das wäre dann der Grund für eine OP) brauchen länger und treten eher in späteren Lebensjahren ein.

Ich würde also eher eine „Prostatitis-Diagnostik“ mit Ejakulat auf Erreger, Morgenurin auf Chlamydien und Mycoplasmen usw. anstrengen und dann antibiotisch behandeln.

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH