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Schädigung des Nervus pudendus nach Zangengeburt – Frage von Sonnenblume

25.09.
2018

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit der Geburt meines Sohnes 2016 leide ich unter einer überaktiven Blase und oftmals Harnverhalt, mit der ich zunächst verschiedene Urologen abklapperte. Alle wollten mir nur Vesikur verschreiben. Zwei Jahre nach der Geburt wurde ich ins Beckenbodenzentrum überwiesen und der Chefarzt diagnostizierte eine OAB dry mit Schädigung des Nervus pudendus durch die traumatisierte Geburt.

Was ich nur nicht verstehe, ist, warum ich keine Probleme mit dem Stuhlgang habe, wenn doch der Pudendusnerv geschädigt ist. Ist das überhaupt möglich, dass nur die Blase von einer solchen Schädigung betroffen ist??

Ich beginne gerade mit einer Elektrostimulationstherapie. Welche Möglichkeiten zur Verbesserung der Situation (ich muss nachts stündlich raus) gibt es noch für mich? Anticholinergika oder Schlafmittel möchte ich nicht nehmen. Schlafmittel nicht, weil ich zwei kleine Kinder habe und Anticholinergika nicht, weil der Harnverhalt dann unerträglich wird, was mir Angst macht.

Viele Grüße

Sonnenblume

Antwort von Prof. Wiedemann:

Liebe Sonnenblume,

die Eckdaten Ihrer Geschichte bekomme ich nicht „übereinander“. Eine Schädigung des N. pudendus führt zu einer sog. Belastungsinkontinenz (Urinverlust bei Husten, Lachen, Niesen), nicht zu einer Überaktiven Blase. Hier würde es sich um eine Schädigung anderer Nerven handeln, die bei der Geburt eher nichts „abbekommen“.

Eine Überaktive Blase wird in aller Regel mit Anticholinergika behandelt. Eines von denen kann wegen seiner Eigenschaften nicht das Gehirn erreichen, so dass keine Schlaf- oder Konzentrationsstörungen entstehen. Es handelt sich um Trospiumchlorid, z. B. Spasmex. Damit könnte Ihnen ziemlich sicher geholfen werden. Als Alternative käme in 2. Linie noch Mirabegron, das anders wirkt, in Frage, in 3. Linie Botox, das per Narkose-Spiegelung in die Blase gespritzt werden muss.

Was mir noch nicht ganz klar ist, warum Sie die Überaktive Blase haben. Hier sollten einige Untersuchungen gemacht werden (Spiegelung, Urodynamik, Ultraschall von der Scheide aus)….

Mit freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. med. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Urologischen Klinik, Ev. Krankenhaus Witten gGmbH