Multimedikation und Wechselwirkungen bei Überaktiver Blase
Frage: „Ich nehme schon 19 Tabletten – welches Medikament ist für meine Überaktive Blase das wichtigste?“
Ein Medikament, das wir einnehmen, kann über mehrere Wege wieder aus dem Körper eliminiert werden. So kann die Leber es abbauen, wie sie es z. B. mit Alkohol tut: von 1 Promille Blutalkohol direkt nach dem Kegelabend werden – bei einer gesunden Leber – etwa 0,1 Promille pro Stunde abgebaut. Das hat z. B. dazu geführt, dass für Piloten ein absolutes Alkohol-Verbot 10 Stunden vor dem Start besteht.
Ein noch langsamerer Abbau über die Leber besteht, wenn – z. B. bei bestimmten Lebererkrankungen wie Hepatitis – die Leberleistung schlecht ist. In solchen Fällen rät der Arzt von Alkohol-Genuss ab. Herumgesprochen hat sich auch, dass, wenn Medikamente eingenommen werden, kein Alkohol getrunken werden sollte, um die Leber nicht zu belasten.
Schlimmer noch: bestimmte Medikamente können die Leberfermente weiter verlangsamen, so dass andere Medikamente noch schlechter eliminiert werden können. Bekannt ist das Phänomen für die Antibaby-Pille und bestimmte Antibiotika, die die Wirkung der Antibaby-Pille herabsetzen und damit zu einer Schwangerschaft führen können. Gleiches gilt für viele Medikamente wie Antidepressiva, Anti-Pilz-Mittel, Antibiotika, Johanniskraut gegen Depressionen und viele mehr. Diesen Einflüssen sind alle Medikamente für die Überaktive Blase ausgesetzt – mit Ausnahme von Trospiumchlorid (s. Abb.):
Trospiumchlorid ist die einzige Substanz, die zur Behandlung der Überaktiven Blase eingesetzt, nicht über die Leber abgebaut, sondern über den Urin ausgeschieden wird. Bei einer schlechten Nierenleistung kann hier einfach die Dosierung reduziert werden – Einflüsse durch andere Medikamente sind hier nicht zu erwarten. Für Patienten, die viele Medikamente einnehmen müssen, ist Trospiumchlorid daher besonders geeignet.
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