Suprapubisch oder transurethral – welches Kathetermodell ist besser?
Dies ist nicht einfach zu beantworten. Beide Katheterformen sollten nur dann eingelegt werden, wenn alle anderen Therapieformen einer Blasenentleerungsstörung oder einer Harninkontinenz ausgeschöpft sind. Beide Katheter sind nach 2 (normaler Blasenkatheter) bzw. 5 Tagen (Bauchdeckenkatheter) bakteriell besiedelt, so dass sich langfristig keine Unterschiede in dieser Hinsicht ergeben.
Die Unterschiede machen die Umstände der Anlage aus: Die Anlage des normalen Blasenkatheters durch die Harnröhre (transurethral) ist einfacher und auch unter Blutverdünnung machbar. Sie ist an Pflegepersonal delegierbar. Die Einlage eines Bauchdeckenkatheters (suprapubisch) ist ein kleiner Eingriff in örtlicher Betäubung und daher mit mehr Aufwand verbunden: Blutverdünner müssen abgesetzt werden, die Blase muss aufgefüllt sein, um keinen Darm zu verletzen (s. Abb. 1) und es muss ein kleiner Verband angelegt werden. Sachgerecht angewendet sind die Verletzungsmöglichkeiten (wie in Abb. 2) eher gering.
Beide Katheterformen bedürfen eines regelmäßigen Wechsels etwa alle 4 Wochen oder bei sichtbarer Verschmutzung. Gesichtspunkte, die hier bei der Auswahl der Katheterableitung zur Beachtung gelangen sollten, sind dabei auch der Wunsch des Patienten, seiner Angehörigen und die Wahrung der Intimsphäre. Dies kann ein Argument für den Bauchdeckenkatheter sein, der ohne Exposition des Genitales gewechselt werden kann. Die Entscheidung, welches Kathetermodell zur Anwendung kommt, ist damit individuell und sehr sorgfältig zu treffen.