Können Demenzmittel (Antidementiva) eine Blasenschwäche (Harninkontinenz) auslösen?
Eine Fülle von Medikamenten haben einen Einfluss auf den Harntrakt – leider ohne dass der verordnende Arzt diese Nebenwirkung kennt. Dies liegt einfach daran, dass Nebenwirkungen auf fremdem Fachgebiet häufig nicht auffallen oder erfragt werden. So gibt es viele Medikamente aus dem neurologischen oder Herz-Kreislauf-Bereich, die die Blase dämpfen oder stimulieren können (s. Tabelle).
Bei den sog. Demenz-Mitteln oder „Antidementiva“ handelt es sich um Medikamente, die den Gehalt eines Botenstoffes im Gehirn erhöhen sollen, damit der Gehirnabbau nicht voranschreitet bzw. sich verlangsamt.
Es handelt sich um Azetylcholin, einen Stoff, der einen Nervenimpuls bei den Empfänger-Zellen in eine Aktion umwandelt. Leider ist in der Blase Azetylcholin auch der Botenstoff, der den Nervenimpuls zum Wasserlassen in eine Aktion des Blasenmuskels umwandelt. Die Blase wird also durch Demenzmittel regelrecht „angetrieben“, so dass sich eine überaktive Blase verschlimmert bzw. eine gerade noch erträgliche Inkontinenz unerträglich wird.
Problematisch hier: nächtliches und quälendes Wasserlassen können über Tagesmüdigkeit den Eindruck erwecken, die Demenz würde schlimmer.
Sollten Angehörige von Ihnen betroffen sein: Sprechen Sie mit den behandelnden Ärzten! Diese können das Demenzmedikament austauschen bzw. dafür sorgen, dass die überaktive Blase eingestellt wird. Auch dafür gibt es Mittel, die – obwohl auf den gleichen Botenstoff zielend – nicht im Gehirn anfluten.
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