Prostatabeschwerden typisch für Männer und Überaktive Blase typisch für Frauen?
Internationale Studien weisen eine höhere Zahl von Frauen mit Überaktiver Blase als Männer aus.
Vermutet wird, dass bei Frauen vor allem Umbauvorgänge nach den Wechseljahren und ihre Infektanfälligkeit zu diesem Effekt führen. Nachdenklich macht jedoch, dass die identischen Beschwerden einer Überaktiven Blase mit häufigem, nötigen Harndrang tags wie nachts auch bei einer Prostatavergrößerung vorkommen können.
Mit dieser diagnostischen Unsicherheit spielen Werbekampagnen für Prostatamedikamente, wie sie in nahezu jedem Zug vor der Toilette hängen: fokussiert wird auf häufigen Harndrang; offen gelassen wird, ob es sich um ein Symptom durch eine Überaktive Blase oder eine Prostatavergrößerung handelt.
Ganz anders medizinische Leitlinien. Hier wird (künstlich?) zwischen beiden Symptomenkomplexen unterschieden, außer Acht lassend, dass es durchaus Überlappungen geben kann, wie sie in dem Diagramm dargestellt sind.
Dieser neuen Sichtweise wird heutzutage in der Therapie Rechnung getragen. War es noch vor Jahren ein Sakrileg, bei Prostatavergrößerung mit Medikamenten für die Überaktive Blase wie den Anticholinergika zu therapieren, setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass die Behandlung mit Anticholinergika sehr wohl – ggf. in Kombination mit Prostatamedikamenten – in der Lage ist, Beschwerden wie häufigen und quälenden Harndrang, nächtlichen Harndrang und sogar unkontrollierten Urinverlust effektiv zu reduzieren.